Da Coimbatore abgesehen von gerösteten Maiskolben nichts zu bieten hat, machen wir uns am nächsten morgen schon wieder früh auf den Weg.
Wer Reiseführer liest, darf sparen und so nehmen wir Bus um innerhalb Coimbatore vorwärts zu kommen. Mit der Rikshaw hätte uns der Spaß abgesehen vom 10-fachen Preis auch eine Menge nerven gekostet.
Von Busbahnhof Nummer 1 (innerstädtisch) ist es ein 5 Minuten Fußweg zu Busbahnhof Nummer 2 (regional). Dieser führt über eine Fußgängerbrücke. Von hier aus haben wir eine perfekte Sicht auf indisches Verkehrschaos und riesige Werbeplakate.
Am Busbahnhof erwischen wir einen „Xpress DVD Bus“. Wir reisen also nicht nur schnell, sondern werden auch während der Fahrt mit einem super Bollywood Blockbuster zu gedröhnt. Da die Story aber recht flach ist, schaue ich lieber aus dem Fenster, ich höre ja außerdem eh alles.
Kaum ist eine Stunde rum und wir sind schon in Mettupalayam. Hier werden mir die Sonne und die nervigen Menschen zu viel, ich bekomme einen Koller. Und dann hat auch der Ticketschalter am Bahnhof noch geschlossen. Aber ich bekomme mich relativ schnell wieder ein und wir begeben uns auf die Hotelsuche.
Diese ist in dieser Stadt sehr ungewohnt es gibt super viele Absteigen. Die ersten verlangen überteuerte Preise. Aber schon bei der Dritten wird uns nach einigem Hin- und Her ein Zimmer für 200 Rupien angeboten. Wir müssen nur versprechen, die Klimaanlage nicht zu nutzen (sonst steigt der Preis auf 500 Rupien).
Diese Absprache wird auch vom Hotelpersonal sehr eifrig kontrolliert. Jedenfalls klopfen des Öfteren Angestellte mit mehr oder weniger abwegigen Begründungen. Aber ok. Der Raum ist groß und einigermaßen sauber.
Nach einer Ruhe Pause machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Um Tickets für den Zug nach Ooty am nächsten Tag zu buchen. Der Beamte am Schalter sagt uns, dass auf Grund eines Unwetters und eines Steinschlags unklar ist, ob der Zug am nächsten Tag fahren kann. Wir müssten morgens wiederkommen und auf unser Glück vertrauen. Na toll.
Einmal unterwegs beschließen wir die Stadt zu erkunden. Dabei verlassen wir die Hauptstraße und stürzen uns ins Gewimmel der Nebenstraßen. Gleich in der ersten Straße verursachen wir einen Aufruhr. Die Leute dieser Straße scheinen es nicht gewohnt zu sein, dass Weiße an ihren Häusern vorbeispazieren. Es ist auch auf jeden fall ein ärmliches Viertel. Kein Slum, aber doch mit kleinen kreuz- und quer stehenden Lehmhütten. Die Menschen kommen aus den Häusern und lachen und winken uns zu. Vor allem für die Kinder sind wir eine Attraktion.
Als Kiddy dann die Kamera zückt, ein paar Fotos schießt und sie den Kids zeigt, ist kein Halten mehr. Alle wollen fotografiert werden und sich betrachten. Zeitweise fürchte ich ein wenig um unsere Kamera. Aber es gelingt, diese und uns nach einiger Zeit heile aus den Kindermassen heraus zu bringen.
Nach diesem Erlebnis entspannen wir erstmal bei einem Chai. Wir beschließen die Entdeckungsreise fortzusetzen und streifen weiter herum. Dabei bekommen wir weitere super Indien Eindrücke. Leider gelingt es auf Fotos nie die Mischung aus Geräuschen, Gerüchen, Bildern und sonstigen Wahrnehmungen einzufangen. Allerdings bekommen wir einige gute Motive vor die Linse. Wir kommen an kleinen Läden vorbei. Vorwiegend handeln sie mit Fahrzeugteilen. Wir sehen Werkstätten mit einem Maschinenpark aus den 60ger Jahren und gehen über den farbenfrohen Gemüsemarkt. Mein Favorit sind die Kids mit den Spiderman-Masken.
Viel Laufen macht hungrig und so suchen wir einen Platzt zum Essen. Die meisten Läden öffnen erst ab 19 Uhr oder sind überteuert. Aber schließlich landen wir in einem kleinen vegetarischen Laden (eher eine Klitsche), wo wir sehr, sehr gutes Chowmein und guten Gemüse-Reis bekommen.
Im Hotel wartet ein komischer Mensch in der Lobby auf uns. Er folgt uns zu unserem Zimmer. Er möchte an der Klimaanlage herumschrauben. Die Bitte zu warten, bis wir das mit der Rezeption abgeklärt haben, ignoriert er nahezu gänzlich. Aber es stellt sich heraus, dass alles seine Ordnung hat. Trotzdem eine sehr komische Art, so eine Montage zu bewerkstelligen.
Als wir im Bett liegen, werden wir uns der Leuchtreklame vor unserem Fenster bewusst. In knalligem, leuchtendem Rot wird dort für unsere Absteige geworben. Sieht etwas puffig aus, aber naja.
Nachts werde ich durch ein lautes Rumsen wach. Es dauert einen Augenblick, bis ich realisiere, das Kiddy gerade aus dem Bett gefallen ist. Sie wird erst richtig wach als ich sie wieder ins Bett hole. Hoffentlich wird die Beule am Kopf nicht zu groß. Und wir hatten abends noch festgestellt, dass Kiddy zu ersten Mal auf dieser Bettseite schläft. Man sollte nie mit Gewohnheiten brechen.

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