Wir werden wach und draußen herrscht strahlender Sonnenschein. Es gibt sogar eine kostenlose Zeitung, juhu. Heute wird ein guter Tag. Plötzlich klopft ein Hotelboy und möchte unseren Zimmerschlüssel haben. Der Hotelmanager würde gleich wegfahren, teilt er mir mit. Ich glaube ich spinne. Ich sage ihm, dass wir den Schlüssel an der Rezeption abgeben wenn wir gehen. Diese Lösung behagt ihm nicht, aber er fügt sich.
Am Bahnhof erfahren wir, dass der Zug heute fährt. Allerdings können wir nur für die zweite Klasse buchen. Bis zur Abfahrt ist noch eine Weile hin, die Dampflok muss noch aufgeheizt werden. Außerdem müssen in mehreren Rangiervorgängen noch die Wagons angehängt werden. Aber endlich ist es soweit und der Zug fährt auf dem Gleis ein. Als wir sehen, wie vollgestopft die zweite Klasse ist, lassen wir uns vom Schaffner in die erste Klasse hochstufen. Die drei Euro Mehrkosten pro Person sind gut angelegtes Geld. Denn wir landen im ersten Wagon. Da die Dampflok die Wagen bergauf schiebt, haben wir nach vorn freie Sicht. Außerdem ist der Rauch der Lok weit hinter uns. Wir teilen uns den ganzen Wagon auch nur mit einem netten indischen Ehepaar.
Die Fahrt ist echt klasse. Mit der kleinen Bahn holpern wir über gewundene Schmalspur-Schienen. Manchmal sind sie recht eigenwillig gebogen. Auf waghalsigen Brückenkonstruktionen überwinden wir tiefe Schluchten. Höher und höher klettern wir bei einem Stundenmittel von 10 km. Die Aussicht in die Ebene wir immer besser.
Jede Stunde stoppen wir an einem Wasserturm. Hier wird die Lok wieder befüllt und die Kohle aus dem Ascheschacht gekratzt. Zu einem echten Fahrerlebnis tragen auch der Bremsenmann vorne auf unserem Wagon und die Fahnenschwenker am Streckenrand bei. Diese signalisieren dem Lokführer ob die Strecke frei ist.
Spätestens jetzt wissen wir warum die Bahn „toy train“ (Spielzeugbahn) heißt. (Papa, ich denke dir würde die Fahrt riesig Spaß machen.)
Mit zunehmender Höhe wird es ganz schön kalt im Abteil. Raus aus dem warmen Ebenenklima ins kühle Bergwetter.
Nach 5 Stunden Fahrt beginnt in Ooty angekommen natürlich wieder die Hotelsuche. Nachdem das erste Hotel zu überzogene Preise verlangt und das zweite Zimmer einem Kellerraum mit Dusche gleicht, quartieren wir uns in einer Jugendherberge ein. Die Zimmer hier sind ganz ok, das Ambiente in dem alten Haus ist sehr angenehm.
Später machen wir uns auf dem Weg zum Tourismusbüro. Leider waren meine Erwartungen mal wieder zu hoch. Der nette Mensch ist sehr bemüht, aber sein Informationsbestand umfasst etwas ein Viertel meines mir bereits angelesenen Wissens. Tourismusbüros in Indien sind eben bestenfalls ABM-Maßnahmen. Meist sind sie Verkäuferschulungen, da die Mitarbeiter immer versuchen, die eigenen Touren an den Mann zu bringen. Immerhin bekommen wir eine Broschüre des Tourismusamtes von Tamil Nadu (so heißt der Bundesstaat in dem wir nun sind). Diese ist überraschen professionell gestaltet und auch die Übersetzung ins Deutsche ist nahezu gelungen. Leider sind die dargebotenen Informationen sehr oberflächlich. Es gibt eine Aufzählung der Möglichkeiten, Verkehrsmittel und Wege werden aber nicht aufgeführt.

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