Heute steht die Eroberung Helsinkis auf dem Programm, doch die beginnt mit einer Verzögerung. Janni verläut sich bei Joggen und erst ein Anruf von Finnland nach Deutschland und zurück zeigt, dass das kleine Lädchen, in dem sie gerade steht, nur 150 Meter von der Wohnung entfernt ist (Velis Orientierungshilfe vom Vortag hat wohl versagt). Mit einem schuldbewussten Gesicht schleicht sie in die Wohnung. Wo ich freudestrahlend vom guten Vorankommen beim Erstellen meiner Reiseberichte schwärme. Erst jetzt fällt mir auf, dass die Zeit an meinem Rechner noch nicht umgestellt ist (Finnland ist eine Stunde voraus). Von Jannis Abenteuer hatte ich gar nichts gemerkt, ;-).
Aber irgendwann sind wir dann auf dem Weg zur Metro. Hier fahren wir erstmal schwarz. Wir haben zwar eine Chipkarte und die ist auch nochgeladen wie uns der Automat verrät, aber erst in der Bahn merken wir, dass wir sie wohl irgendwo hätten entwerten müssen. Naja, ich wollte schon immer mal ein Gangster sein und wir erreichen ohne Kontrollen den Hauptbahnhof. Vom Bahnhof zur Mannerheimintie und dort erstmal nach Stockmann, dem berühmtesten Kaufhaus in Helsinki. In dessen Delikatessenabteilung gönne ich mir ein Gebäckteilchen. Wir Deutschen würden es umständlich Blätterteigtasche mit Fleisch-Reisfüllung nennen, die Finnen sagen ganz einfach lihariisipasteija. Von Stockmann schlendern wir über die Esplanadi Richtung Hafen und Markt. Die (der/das? – ach, egal Finnen haben eh keine Artikel) Esplanadi ist die Flaniermeile der Innenstadt. In Mitten der von Geschäften gesäumten Straße liegt eine parkähnliche Allee. Hier flanieren die, die gesehen werden wollen, bzw. sitzen die, die die anderen beobachten wollen. Ein Blickfang sind die Statuen, die von den Finnen gerne mit Schals, Fahnen und leeren Flaschen dekoriert werden und deren Köpfe als Thron für Möwen dienen. Von der Esplanadi gelangen wir zum Hafen. Hier befinden sich die alte Kaufhalle mit vielen Delikatessenlädchen und der Freiluftmarkt. Letzterer bietet vor allem Fisch, Gemüse, Obst und Souvenirs. Auffällig sind die Beerenstände, an denen man verschiedenste Beerensorten bekommt. Verkauft werden Beeren per Liter, dass heißt sie werden mit großen (1/1) oder kleinen (1/2) Bechern abgemessen. Kirschen zählen in Finnland scheinbar auch zu den Beeren, jedenfalls gibt es sie auch an den Beerenständen. Außerdem sind Erbsen sehr beliebt, an vielen Ecken stehen Menschen, die Schoten knacken und Erbsen pulen.
Nachdem auch wir uns mit Essen (Äpfel und Blaubeeren) eingedeckt haben, machen wir auf Kultur. Zuerst geht es zur russisch-orthodoxen Uspensik-Kathedrale mit den goldenen Zwiebeltürmchen, dann steht die eher schlichte, aber auf ihre Art sehr schöne, weiße Turmiokirkko auf dem Programm. Sie ist auch bei Japanern sehr beliebt, die sich in den beknacktesten Posen davor ablichten lassen. Im Anschluss besuchen wir die eindrucksvolle Nationalbibliothek (warum dürfen römische Statuen hier ihre besten Stücke ungeniert zeigen, während andere Statuen ein Salatblatt im Schritt tragen müssen?).  Der Kulturtrieb endet mit Besuchen der Geschäften der wichtigsten finnischen Marken (Marrimekko, Ittala, etc. – teuer, schlicht, elegant) und  einem Abstecher in den „s market“. Hinter dieser genialen Bezeichnung verbirgt sich tatsächlich ein Supermarkt, naja eigentlich sogar eine ganze Supermarktkette. Da ich Hunger habe, stelle ich keine ausführlichen Sortimentsanalyse Finnland-Deutschland an. Dies wird aber nachgeholt, versprochen.

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