Nach dem gestrigen ausgiebigen Sonnentag am See geht die Reise heute weiter nach Tampere. In Interrailer-Dimensionen sind die knapp 80 km nur ein Katzensprung und wir sind auch schon 40 Minuten später da.
In der gut ausgestatteten Touri-Info am Bahnhof bekommen wir einen Stadtplan und eine Schnell-Erläuterung. Natürlich bewerten wir den tollen Service mit einem Druck auf die Grinse-Smilie-Taste.
Was der Stadtplan schon vermuten lässt, bestätigt die Realität: Tamperes Zentrum ist wirklich sehr übersichtlich. Man vergisst schnell, dass man in einer 200.000 Einwohnerstadt ist, alles liegt nah bei einander. Zuerst schlendern wir zum Rathausplatz mit der alten Holzkirche. Gegenüber ist auch schon die schöne Markthalle, in der man sich fast verlaufen könnte. Das Angebot an Lebensmittel ist riesig, außerdem gibt es einen Friseur, einen Schuster, Cafés und eine, vor allem bei älteren Finnen sehr beliebte, Spielecke mit Glücksspielautomaten. In die Markthalle komme ich morgen auf jeden Fall zurück, schließlich habe ich ein Date mit dem ein oder anderen korvapuusti(Zimtrolle).
Unsere nächste Station ist das Museumsviertel Alt-Amuri. Dieses zeigt in einem alten Holzkomplex die Lebensbedingungen der Bewohner des Viertels im Wandel der Zeit. Was von außen eher klein aussieht, erweist sich in Wirklichkeit als ein Riesenkomplex, der sich um einen Innenhof gruppiert. Es sind bestimmt an die 15 Eingänge, jeweils zu mehreren Ausstellungsräumen führen (immerhin haben hier ca. 80 Personen gelebt). Außerdem werden auch eine typische öffentliche Sauna, Geschäfte, eine Bäckerei und eine Schusterei gezeigt. Wir brauchen ca. 1,5 Stunden um den Komplex zu erkunden. Die Ausstellung ist super gemacht (es gibt sogar eine deutschsprachigen Beschreibung zum Ausleihen an der Kasse) und zeigt sehr anschaulich, wie sich die Lebensbedingungen von 1880 bis 1970 entwickelt haben. Ein Besuch lohnt in jedem Fall, vor allem wenn man wie wir als Studenten nur einen Euro zahlt.
Vorbei am Yacht-Hafen und der Stromschnell machen wir uns zurück auf den Weg zum Bahnhof. Dabei passieren wir auch einen Fairtrade-Laden, Tampere war Finnlands erste „faire“ Stadt. Vom Bahnhof sind es etwa 20 Fußminuten zu unseren Gastgebern Tuula und Thomas. Das finnisch-schwedische Künstlerpaar erwartet uns schon in seinem liebe- und kunstvoll restaurierten alten Backsteinhaus. Das Essen steht sogar schon fast auf dem Tisch. Es gibt Pasta mit Pesto. Da passt unser Gastgeschenk zum Thema Italien ja bestens ins Konzept,  ;-).
Nachdem Abendessen setzen wir uns mit Varpu, Tuulas Tochter, in eine Bar und fachsimpeln über das Reisen, Leben im Ausland und die Unterschiede zwischen Finnland uns Deutschland. In meinen deutschen Augen ist Varpu eine sehr typische Finnin: weißblond, sehr helle Haut und perfekte Englischkenntnisse. Manchmal sind Vorurteile also gar nicht schlimm, ;-).

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