8:15h und ich bin wieder auf dem Weg zur Uni. Dort angekommen, treffe ich zwar zwei andere „Internationale“, aber der geplante Kurs findet wohl nicht statt. Naja, dann kann ich mir wenigstens einen neuen Schlüssel im DAS Büro holen. Ab 10h gibt es dann eine sehr interessante Gastlesung eines griechischen Profs. Nein, er redet nicht über Finanzanlagen und Euro, sondern über digitales Geschichten erzählen. Der Schwerpunkt seiner Ausführungen liegt dabei auf den Sektoren Politik, Werbung und Marketing. Ich weiß zwar nicht, was dass mit meinem Studium zu tun hat, aber die Veranstaltung ist sehr interessant und lustig. Außerdem treffe ich Sunday wieder und wir gehen gemeinsam zum Mittagessen.

Poro zum Mittagessen

Dieses ist im Vergleich zu Marburg richtig günstig. Für 2,45 Euro bekomme ich eine Portion Poro mit Kartoffelstreifen und Salat. Das klingt jetzt nicht viel günstiger, aber dazu gibt es noch ein Freigetränk, sowie Brot und Butter. Außerdem darf man das Salatdressing selbst wählen, bekommt verschiedenen Soßen gratis dazu und am wichtigsten es schmeckt nicht nach Einheitsbrei. Und beim Essen sehe ich auch mein erstes Rentier. Es liegt in kleine Streifen geschnitten gemeinsam mit den Kartoffeln auf meinem Teller, hm, jetzt weiß ich warum die Lappländer so viele dieser Viecher haben, ;-).

Auf zu Santa

Nach einer kurzen Pause schließe ich mich der organisierten Stadtrundfahrt an. Diese hat einige Highlights zu bieten. Nach der größten Kirche (mit einem Wandgemälde von 120 qm) besuchen wir den Friedhof und dürfen die von Alvar Alto gebaute Bücherei von außen bewundern. Und dann ist es soweit: Ich treffe den Held meiner Kindheit. Aber zunächst „muss“ ich noch den Polarkreis überqueren. Dieser verläuft ganz zufällig mitten durch Santa Claus Village, dem Aufenthaltsorts des Weihnachtsmanns. Dank dessen Wohnungswahl ist Rovaniemi die von der EU anerkannte offizielle Heimatstadt dieses netten, älteren Herren. Sein bevorzugter Ort Aufenthalt ist in einem Häuschen mit Turm, dass inmitten von weiteren Holzhäusern steht. In diesen sind die Weihnachtsmann-Post und Geschäfte untergebracht. Na irgendwo müssen die Geschenke ja herkommen. Vor dem Eingang zum Weihnachtsmann-Haus ist ein Platz auf dem Weihnachtslieder ertönen. Schon seltsam so im September, aber mit grauen 12 Grad herrscht wenigstens traditionelles deutsches Weihnachtswetter, ;-). Im Haus angekommen sind wir dann doch noch etwas vom Weihnachtsmann entfernt, denn wir müssen uns anstellen. Er hat eben viele Fans oder Freunde wie er uns kurz darauf erklärt. Drei Fotos und drei Minuten Small-Talk später müssen wir ihn dann auch schon wieder verlassen. Vorbei ein weiteren Souvenir-Shops verlassen wir alle mit glücklichen Gesichtern das Haus. Nur mein nepalesischer Busnachbar ist etwas verwirrt und will wissen wer dieser Santa war. Achja, im Santa Village rede ich das erste Mal mit anderen deutschen Austauschstudenten. Dabei stellt sich heraus, dass ich an Stelle von Finnisch auch Hessisch lernen könnte. Zweiteres klingt zwar nicht so toll, wird aber fast von genauso vielen hier oben verstanden, denn die anderen deutschen Studenten kommen aus Frankfurt, Kassel und Gießen.

Kein Fahrrad, aber eine kenianische Friseurin

Zurück an der Uni treffe ich endlich meinen Tutor. Er erklärt mir, wie ich mich für meine Kurse anmelde und wo ich nach einem Fahrrad schauen kann. Dann treffe ich James wieder und lerne Maureen eine Kenianerin kennen. Sie bietet mir an, mir die Haare neu zu flechten, wenn sich die eritreische Rastazöpfchen auflösen. Hehe, sehr gut, wo ich es doch immer so schwer habe, einen vertrauensvollen Friseur zu finden. Maureen begleitet mich dann auch zum Fahrradladen. Da haben wir leider kein Glück. Es gibt zwar zwei Räder, aber das günstigere ist leicht defekt (ein Pedal bleibt immer am Rahmen hängen, ;-o) und das andere ist auch nicht so toll. Naja, ich werde mal weiter schauen. Beim nächsten Fahrradladen gibt es gar keine fahrtüchtigen Räder mehr. Dafür bekomme ich in der Nähe eine lokale Sim-Karte. Damit ist einer der Punkte vom Vortag abgehakt.

Zebrastreifen

Da der tag noch jung ist, beschließen Maureen und ich gemeinsam mit Nilou, einer Iranerin, ein wenig am Fluss entlang zu schlendern. In Rovaniemi stoßen zwei Flüsse auf einander, die das Bild der Stadt beherrschen. Solange die Sonne scheint, ist es am Fluss sehr angenehm und die Landschaft ist sehr schön, doch dann wird es plötzlich bitterkalt und wir beschließen alle unsere heimischen Wände aufzusuchen. Auf dem Weg zur Wohnung werde ich mal wieder auf die Zebrastreifen-Lotterie aufmerksam. Finnische Autofahrer fahren gerne Auto, dass merkt man als Fußgänger spätestens am Zebrastreifen. Denn dort halten nur etwa geschätzte 30% aller Autos. Was zu lustigen Situationen führt, wenn sowohl Fußgänger als auch Autofahrer nicht wissen, was der jeweilig andere macht, ;-). Aber sicherer ist es, einfach stehen zu bleiben.

Chinesisches Essen und englische Töne

Den Abend wollte ich eigentlich nutzen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen und erste Berichte zu schreiben. Da machen mir aber meine Mitbewohner einen Strich durch die Rechnung. Rice und Byron laden mich zu ihrem Essen ein und auch Carlos gesellt sich auch bald dazu. So sitzen wir bei scharfem und salzigem, chinesischem Essen und quatschen für Stunden. Der Fluss dieser Unterhaltung ist schon sehr witzig, da wir alle über unterschiedliche Englischkenntnisse und Aussprache(fehler) verfügen. So verstehen wir uns nicht immer richtig, aber die ganze Zeit gut und lachen viel. Außerdem erklärt mir Rice, bei dieser Gelegenheit, dass mein neuer Schlüssel sinnlos ist, denn die Tür unten ist einfach kaputt. Man muss durch den Keller des Nachbarhauses gehen, ok. Und wir vereinbaren den Putzplan. Zum Glück scheinen wir ein recht ähnliches Verständnis von Gemütlichkeit und Hygiene zu haben.

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