Deutsch ist eine sehr wichtig. Das glaubt zumindest die EU. Daher möchte sie diese schwere Sprache auch auf ihrem  europäischen Sprachtag bekanntmachen – gemeinsam mit Französisch, Russisch und Italienisch. Um meiner schöne Muttersprache, dem verbalen Lebenselixier des Volkes der Dichter und Denker, wieder zu mehr Stellenwert zu verhelfen, habe ich mich natürlich als Standbesatzung gemeldet (naja, eigentlich hat mich eher das kostenlose Abendessen angelockt, welches für alle Freiwilligen am Donnerstag ausgerichtet wird, ;0).  Wie auch immer kurz vor 11 schlage ich gemeinsam mit Edda am Stand auf. Dort warten schon Isa, Jörn (der Deutschlehrer der Uni) und Eero (Finne und Vorsitzender verschiedener deutsch-finnischer Gesellschaften).

Gemeinsam stellen wir uns der Aufgabe, der interessierte Öffentlichkeit (hauptsächlich Schulkinder, die von ihren Lehrern hierhin geschleppt werden) Deutsch ein wenig näher zu bringen. Das heißt Edda und ich bringen den Kids eher die Preise näher, die sie bekommen, wenn sie kleine Sprachspiele absolviert oder sich gegenseitig Deutschland-Flaggen ins Gesicht gemalt haben.  Dazu sollen wir sie mit hinter dem Rücken verborgenem Händen wählen lassen, ob sie die rechte oder linke Hand sehen wollen. Witzigerweise stehen sie uns meist eher ratlos gegenüber. Sie scheinen das Spiel nicht wirklich zu kennen, denn auch wenn wir sie auf Finnisch auffordern, verstehen viele nicht. Vielleicht liegt es auch an unserer schlechten Aussprache, ;-), denn ihre Sprachkenntnisse sind zum Teil schon beeindruckend. Viele Kids beginnen mit Deutsch als erster Fremdsprache, auch wenn sie sich dann doch meist nicht so ganz trauen, ihr Wissen anzuwenden.  Naja, trotzdem bekommen wir die Preise unters Volk.

Nach zwei Stunden sind die Preise weg und es strömen immer noch Kinder heran, mit so einem Ansturm hat niemand gerechnet. Teilweise drohen wir von einer regelrechten Schülerflut überschwemmt zu werden und unser Stand wankt einige Male bedrohlich. Als ich den Stempeldienst übernehme (jeder Schüler braucht für seine Sprachkarte einen Stempel, den er bekommt, wenn er bei uns eine Aufgabe absolviert hat) stehe ich teils in einem Meer finnisch plappernder Kids. Sehr witzig, aber noch witziger sind die anderen Besucher, die vorbeikommen. Denn diese sind ganz wild auf kostenlose Infos und mopsen uns die Bonbons vom Stand. Angesprochen darauf, dass sie sich das erst verdienen müssen reagieren die verschiedenen Gruppen recht unterschiedlich. Die Teilnehmer an Sprachkursen für Migranten springen darauf meist an und radebrechen vor sich hin. Die finnischen Passanten, die sehr schnell ihre Finger in der Bonbonschüssel haben und gerne ganze händevoll abgreifen, versuchen eher sich verschüchtert davon zu schleichen, sobald sie angesprochen werden. Sie müssen von uns regelrecht wieder an den Stand gezerrt werde und dass, obwohl viele doch sehr gut Deutsch können.

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