Zweii Teams beim Fußballspiel

„Danke Deutschland“ hallt es nach dem letzten Spiel über die Sportstädte am Köppel im Marburger Stadtteil Cappel. Zwar hat gerade auch das zweite Team des „Flüchtlingscamps“ 4:2 gegen eine Auswahl des FSV Cappel verloren. Aber als Gewinner fühlen sich alle – Spieler und Zuschauer.

„Wichtig ist neben dem Platz.“
Diese abgewandelte Fußballweisheit zeigt sich spätestens am Verpflegungsstand. Hier treffen Spieler aller Teams sowie Zuschauer aufeinander, fachsimpeln über die Spiele und erzählen sich von ihren Leben. „Dieser Austausch ist genau das, was wir mit der Aktion erreichen wollen,“ berichtet Willfried Bepperling, der 1. Vorsitzende des Fördervereins des FSV Cappel. Dazu ziehen hier in Cappel alle an einem Strang: Der Ortsvorsteher, Vertreter der Stadt Marburg, die Ombudsleute vom Flüchtlingscamp und nicht zuletzt die Mitglieder des FSV Cappel. „Der FSV Cappel ist ein Dorfverein in einer Stadt. Wir sind eine große Familie,“ beschreibt Willfried das Vereinsleben. Und als Familie möchte der FSV die Flüchtlinge aufnehmen. Abschalten, rauskommen und etwas anderes sehen sind die Stichworte. „Denn im Camp sind so viele junge Männer, die wissen doch sonst gar nicht wohin mit ihrer Kraft. Mit unserem Fußballangebot bieten wir ihnen Beschäftigung.“ Das Konzept geht auf. Dem ersten Aufruf zum gemeinsamen Training folgten rund 30 junge Männer. Der Andrang war so groß, das extra neue Trainingszeiten eingerichtet wurden.

Angebote für Kinder
Während Willfried das schildert, taucht ein kleiner Junge aus dem Camp auf. Über 400 Bilder habe er mit seinem Handy gemacht, berichtet er stolz – auf Deutsch. Darunter sind auch einige Selfies mit Zuschauern. Berührungsängste hat der Kleine nicht. „Das sieht bei den meisten Kindern noch anders aus,“ berichtet Willfried. Oft gibt es eine große Sprachbarriere und viele gehen ohne ihre Eltern nicht gern allein irgendwo hin. Daher sind die derzeitigen Bemühungen auch erst der Anfang. „Mittelfristig wollen wir auch für die Kinder Angebote anbieten. Mit seinen verschiedenen Sportabteilungen hat der FSV die besten Voraussetzungen dazu,“ so Willfried.

Gemeinsam Fußball schauen und essen
Im Anschluss an die Spiele sind alle zum gemeinsamen Fußball schauen eingeladen. Die Profis von Ingolstadt und Köln kämpfen auf der Leinwand um Punkte. Allerdings ist dieses Spiel nur Nebenprogramm. Im Zentrum des Interesses steht das Abendessen: Reis, Nudeln und verschiedene Soßen – gekocht von der Mensa in Marburg. Auch ich bin zum Essen eingeladen. Während ich meinen Teller leere, schaue ich mich um. Um mich herum herrscht ein fast babylonisches Sprachgewirr. Die Fußballer aus dem Flüchtlingscamp unterhalten sich meist auf Arabisch oder Englisch. Bei der Willkommenrede durch einen Vertreter des FSV Cappel mischen sich aber auch Dankesworte auf Deutsch in den Applaus. Der Applaus ist verdient. Denn die Annäherungen von draußen setzten sich fort und es ergeben sich mehr und mehr multi-kulturelle Gespräche. „Wir wollen und die wollen sowie so,“ fasst Willfried die entspannte, freundschaftliche Atmosphäre zusammen.

Eine gelungene Veranstaltung
Der Abend im Cappel zeigt: vermeintlich kleine Gesten habe eine große Wirkung. Und beim Fußball sind alle gleich. Oder wie eine Zuschauerin während der Spiele früher am Abend anmerkte: „Fußballregeln kennen se alle, egal wo se her sind.“

Schreibe einen Kommentar