Nachdem es erst so ausgesehen hatte, als ob man mich gar nicht ins Land lassen wolle, wurde es doch eine sehr entspannte Woche auf Tobago. Aber der Reihe nach.

Der Flug von Frankfurt nach Tobago war überpünktlich. Dort fand ich mich dann aber zunächst mit zwei anderen Deutschen, denen auch die Einreise verweigert wurde, auf der Wartebank im Flughafen wieder. Denn die Dame der Einwanderungsbehörde machte ein sehr verwirrtes Gesicht, als sie hörte, dass ich für 148 Tage bleiben würde. Erlaubt sind für Touristen nämlich nur 90 Tage.  Auf meine Erklärung – ich sei ja kein Tourist, sondern Praktikant – reagierte sie überraschend gelassen und hilfsbereit. Nach Rücksprache mit ihrer Chefin, einem Telefonat mit Lisa und ca. 20 Minuten Wartebank durfte ich dann doch ins Land. Und oh Wunder, ich bekam sogar eine Aufenthaltsgenehmigung für 90 Tage. Also mehr als genug Zeit die Visaangelegenheiten zu regeln und trotzdem zunächst einmal die verdiente Pause im Paradies einzulegen.

Im Hope Cottage, dem Guesthouse, wurde ich mit großem „Hallo“ begrüßt.  Von Joan und ihrem Sohn ließ ich mich in den nächsten Tagen mit einheimischer Küche durchfüttern. Ansonsten nahm ich in den ersten Tagen fast komplett den Gang raus und unternahm nur kurze Abstecher zum Strand oder nach Scarborough um mich wieder auf das Zeitgefühl in T&T einzustellen. Hilfreich hierfür war auf jeden Fall die Tatsache, dass ich das neue Bussystem testete. Die Busse fuhren die Haltestellen, trotz eines bestehenden Plans, doch freundlich gesagt sehr unregelmäßig an. Manchmal wartete 1,5 Stunden. Und einmal kam überhaupt kein Bus. Gutes Training für die Geduld.

Traumkulisse Pigeon Point

Bei meinen kleinen Touren schien ich wirklich ein Talent darin zu entwickeln, den doch teils heftigen Regenschauern auszuweichen. Denn wie mir erst bei meiner Ankunft so richtig klar wurde, regnet es in T&T zu Beginn der Regenzeit im Juli besonders viel. Und so gab es in den ersten Tagen mit einer für die Karibik fast ungewohnten Verlässlichkeit mehrere Schauer täglich. Aber wie schon angedeutet, fand ich immer irgendeinen Unterschlupf und konnte die Zwangspausen nutzen, um Fotos zu knipsen.

Anfang Juli hat die Regenzeit in T&T begonnen.

Als mir die Ruhe mittwochs dann doch zu viel zu werden drohte, sprang mir Sophie zur Hilfe.  Zusammen mit ihr und einigen ihrer Arbeitskollegen verbrachte ich zwei Abende im Ü-Wagen des „Tobago House of Assembly“, der Verwaltung von Tobago. Die Crew des Ü-Wagens machte Mitschnitte von diversen Stationen des „Tobago Heritage Festivals“, bei dem die afrikanischstämmige Bevölkerung traditionelle Tänze und Theaterstücke aufführt.

Am zweiten Abend stoppten wir auf dem Weg zum Veranstaltungsort bei einer Privatparty. Als unser Gastgeber erfuhr, dass ich aus Deutschland sei, rief er seine Nachbarin. Und so stand mir plötzlich eine bereits etwas angetrunkene Person mit ostdeutschem Akzent gegenüber. Im Laufe des kurzen Aufenthalts auf der Party erklärte sie mir ca. 8-10 Mal, dass sie sehr zufrieden sei, auf Tobago zu leben und kein Harz IV in Deutschland zu kassieren.  Völlig unberührt von meiner Versicherung, dass ich mich wirklich für sie freuen würde, begann sie ihre Geschichte stets von vorne.
Neben dieser netten neuen Bekanntschaft hielt die Party aber auch neue Erfahrungen für meine Geschmacksnerven bereit. Denn neben Schwein und Gemüse gab es auch Iguana, also grünen Leguan. Mutig probierte ich. Geschmacklich erinnerte es stark an Hühnchen. Allerdings war es irgendwie bizarr das Fleisch aus der mitgekochten Schuppenhaut zu lutschen, aus der mich noch ein Auge anblickte.

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