Rundreise Medienhäuser – TV
Die nächste Station auf meiner Reise durch die Medienhäuser war Gayelle, ein Fernsehsender. Dort konnte ich einen Einblick in die unterschiedlichen Abteilungen einer Fernsehstation gewinnen.
Mein erster Tag startete mit einer Tour durch den Sender. Jede Abteilung wurde mir ausführlich erklärt und ich durfte die Leute mit Fragen löchern..
Den Rest des Tages verbrachte ich in der “master conrol”. Das ist die oberste Schaltzentrale. Hier erfolgt die letzte Mischung bevor etwas auf Sendung geht. Werbespots und Trailer werden eingefügt und die Lautstärke wird ausgepegelt. Da zwischen den “live” Szenen im Studio und der Ausstrahlung 4 Sekunden liegen, können hier auch Fehler noch teilweise herausgeschnitten werden.. Nach einigem Zuschauen wurde ich selbst aktiv. Ich durfte die Audiospuren mischen.
Die nächsten zwei Tage verbrachte ich im Newsroom. Ich fuhr mit Reportern zu verschiedenen Orten. Einen Tag verbrachten wir Stunden damit, den Wohnort der Mutter eines entführten Mannes zu finden. Wir sollten ein paar Statemants von ihr besorgen. (kleiner Exkurs: Kidnapping ist auf Trinidad an der Tagesordnung. Fast jede Woche wird irgendjemand entführt. Meistens arme Leute. Die Familien bezahlen dann kleine Beträge für die Freilassung. Oft sind die Entführten in Drogengeschäfte verwickelt oder schulden irgendwem Geld. Meistens werden sie nach Lösegeldzahlung freigelassen oder sie entkommen. Allerdings tauchen auch einige nicht mehr auf. So ist ein älterer Sohn der Frau bereits im Juni entführt worden und wurde nie mehr gesehen. Es gab in diesem Fall wohl auch keine Geldforderungen. Aber zurück zur Story.)
Robert, der Reporter, und Raheelal, der Kameramann, nahmen sich viel Zeit um mir zu erklären, wie man gute Bilder und Kommentare fuer eine Story bekommt. Sie zeigten mir auch wie man Leute dazu bewegt, doch etwas zu erzählen auch wenn diese nicht wollen. Später durfte ich zusehen, wie eine Fernsehnachricht strukturiert und produziert wird. Robert erklärte mir, dass man am Besten die Bilder sprechen lässt und mit den Kommentaren die Bilder nur zu untermauert versucht.
Sehr spannend war auch der Dreh am nächsten Tag. Wir drehten einen Bericht über einen Stuntman. Dieser präsentierte uns seine Tricks auf der öffentlichen Straße vor seiner Werkstatt. Natürlich verursachte er einen Verkehrsstau. Vor der hinzukommenden Polizei flüchtete er dann medienwirksam auf seinem röhrenden Motorrad.
Die aufregenste Sache war aber ein Feature über Kiddy und mich. Unter der Thema Fussballfreundschaft wurden wir zu der WM befragt und warum wir ausgerechnet auf Trinidad gelandet sind. War eine super Erfahrung vor der Kamera Englisch zu reden.
Die mir auch noch sehr helfen sollte, doch dazu später mehr.
Bei Gayelle habe ich gute Einblicke in die Arbeit einer TV Sation erhalten. Von den Reportern habe ich Tricks bekommen, wie man Storys interessant aufbaut und auf was man achten muss: Wie man starke Bilder bekommt, welche Gewichtung Bild, Ton und Kommentar haben und wie man Leute zum Reden bringt.

Caroni-Swamps
Vor zwei Wochen haben wir eine Tour durch die Caroni Swamps gemacht. Die Caroni Swamps sind ein Mangrovensumpf südlich von PoS. Ein großer Teil davon ist alles Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Auf kleinen Booten führt die Tour durch die Mangrovenwälder. Vorbei an riesigen Wurzeln. Mit etwas Glück lassen sich Schlangen, Kaimane und eine Vielzahl von verschiedenen Vogelarten beobachten.
Sehr komische Vögel haben wir bereits vor der Abfahrt gesehen. Da wir schon eine Stunde vor Tourbeginn am Treffpunkt waren, konnten wir die eintreffenden Touris und ihr Style ausgiebig bewundern. Das Spektrum reichte von dicker, weißer, cellulöser Masse in Shorts über Socken-bis-zum-Knie-tragende Engländer bis zu rotlackierten Zehennägeln mit Omafrisur. Auch der Hallo-Ich-nehme-vier-Wasser-Supergrinser Holländer und seine asiatisch-stämmig Kamerafrau sowie ihre etwas verschnupften Landsleute (einer davon eine schlechte Goleo-Kopie) dürfen nicht unerwähnt bleiben. Doch wie unterschiedlich seltsam sie auch aussahen, sie wiesen einige Gemeinsamkeiten auf: Alle labberten unentwegt, fassten jeden greifbaren Zweig an, sprangen ständig auf, winkten jedem vorbeifahrenden Boot zu und fuchtelten ständig mit ihren Kameras herum.
Aber zurück zur Tour. Auf zugewachsenen Kanälen, die Kiddy sehr an Bootsurlaube in Holland erinnerten, fuhren wir 2 ½ Stunden durch die Mangroven. Unser Guide versorgte uns mit ein paar Informationen zu den Swamps und ihrer Tierwelt. Außerdem wusste er genau wo wir bestimmte Vogelarten beobachten konnten. Seltsamerweise konnte er auch genau sagen an welchen Stellen Schlangen in den Bäumen hingen. Das wirkte manchmal etwas inszeniert. Aber wie dem auch sei, wir sahen eine Menge und die Zeit verging schnell. Der beste Anblick ergab sich aber, als wir die Kanäle verließen und auf eine riesige offene Wasserfläche fuhren.
Auf der anderen Seite dieses „Sees“ war ein riesiger Baum mit weißen Blüten. Unser Führer stoppte das Boot und sagte gleich würden noch mehr Vögel kommen. Warum denn mehr? Es waren doch noch keine da. Aber ein konzentrierter Blick zeigte, dass jede Blüte in Wirklichkeit ein Vogel war. Nach und nach erreichten weitere Vögel den Baum.
Und dann kamen die Scarlet-Ibisse. Diese schönen Vögel sind die Wappentiere von Trinidad und Tobago. Ihr Gefieder leuchtet in einem unglaublich intensiven scharlach-roten Ton, der aus ihrer Krabben-Nahrung resultiert. Genau wie die anderen Vögel fliegen sie tagsüber auf Futtersuche bis nach Venezuela. Abends kehren sie zu ihrem angestammten „Schlafbaum“ zurück. Ein ziemliches Chaos, aber mit System. Auf den ersten Blick scheinen alle Arten wild durcheinander zu flattern. Nach kurzer Zeit bemerkt man aber, dass die Scarlet-Ibisse außen an der Baumkrone nisten, während die anderen Vögel nach innen wandern.
Es war ein unglaublich schöner Anblick, dem wilden Treiben zu zusehen. Es waren weit über tausend Vögel und es wurden immer mehr.
Unser Guide sprach von über 15.000 Vögeln, die sich nachts in den Sümpfen niederlassen. Aber er wollte uns noch einen weiteren traumhaften Anblick zeigen: den Sonnenuntergang in den Swamps vor der Bergkulisse. Und es wurde herrlich. Die Sonne tauchte sowohl den Himmel als auch Teile des Wassers in verschiedenste Rottöne. Hohe Wolkenberge und dunkle Mangroveninseln bildeten einen spannenden Kontrast zu den aufragenden Bergen. Es wirkte fast ein bisschen unwirklich.
Dann ging es zurück durch die mittlerweile dunklen Mangroven. Auf der Suche nach Kaimanen leuchtete der Guide die Kanalränder mit der Taschenlampe ab. Tatsächlich sahen wir auch ein paar. Ein war sehr gut zu sehen, da es gerade von einem Fischer gefüttert wurde. Den besten Blick auf einen Kaiman hatte ich aber schon während der Anreise gehabt. Mit dem Taxi fuhren wir über eine Brücke. Der Blick nach links fiel in ein Flussbett. Dort hatte sich mitten im Wasser eine kleine Insel aus Steinen und Holz gebildet. Und auf einem abgestorbenen Baumstamm ruhte ein Krokodil. Ich traute meinen Augen nicht, aber der zweite Blick bestätigte es. In diesem Augenblick öffnete der Kaiman auch noch sein Maul. Ich bedauerte die Kamera nicht zur Hand zu haben, denn diese Szene hätte ein perfektes Foto ergeben. Es war fast wie arrangiert. Aber zu mindest habe ich dieses Bild im Kopf gesichert.
Während der Bootstour hatten wir das Glück neben Sue, einer Kanadierin, zu sitzen. Sie war eine der wenigen normalen Leute an Bord und super nett. Nach der Tour fragte sie uns, ob sie uns nach Hause bringen könnte. Das Angebot lehnten wir natürlich nicht ab. Im Gegenzug luden wir sie zu einem Bier ein. Mit diesem und dem schnell besorgten chinesischem Essen (wir warteten 20 Minuten an der Bude und musste dann noch selbst Reis kochen, da es keinen dazu gab) machten wir es uns am Pool bequem und ließen den Tag gemütlich ausklingen.

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