Um einen Eindruck von der Zeitungsarbeit auf Trinidad zu bekommen, verbrachte ich drei Tage bei Newsday, einer von drei Tageszeitungen hier. Dort bekam ich die Möglichkeit einige der Reporter zu verschieden Orten zu begleiten. So sah ich andere – nicht touristische – Gegenden von Trinidad.
An meinem ersten Tag fuhr ich mit einem Reporter und einem Fotografen zum Flughafen. In einem Hangar im Frachtbereich, präsentierte Caribbean Airlines, eine neue Fluglinie, ihren ersten neu-gestyleten Jet. Es war ein riesiger Event mit Reden, Programm und einer Menge Offizieller, Kunden und Medialeuten aller Art.
Meiner Meinung nach war der Event etwas zu groß aufgezogen. Ich meine dort wurde ein Flugzeug vorgestellt. Aber egal. Es gab gutes Essen, einen Journalisten-Infopaket (inclusive T-Shirt) und natürlich auch eine Menge neuer Eindrücke. Es war interessant, wie Journalisten auf so einem Event arbeiten, wie sie versuchen Informationen und Aeusserungen von Offiziellen einzufangen.
Am nächsten Morgen, erzählte mir die Crime-Reporterin von drei Morden. An einem Tatorte liege noch eine Leiche und wir würden in ein paar Minuten hinfahren, hieß es dann. Und so saß ich, ehe ich mich recht versah, in einem Taxi auf dem Weg zum Mord-Schauplatz. Natürlich war ich etwas durcheinander. Ich war noch nie in der Naehe eines Mordschauplatzes gewesen. Und es war schon ein komisches Gefuehl zu wissen, dass ich vielleicht eine Ermordete zu Gesicht bekommen wuerde.
Doch am Ende wurde es nicht so schlimm. Die Polizei hatte den Bereich schon abgesperrt. Wir befragten einige der Nachbarn, die auf der Straße standen, zu dem Vorfall. Dann warteten wir ca. 1 Stunde um ein Foto vom Abtransport der Leiche zu knipsen. Glücklicherweise war diese bereits in eine Leichensack gelegt worden, so dass mir der Anblick einer Toten ersparrt blieb.
Dafür sah ich andere bizarre Szenen. Vor dem Haus saß eine Mutter mit Baby und stillte dieses seelenruhig. Die Nachbarn standen scherzend in der Straße, einige besorgten sich sogar Bier. Die Reporterin, mit der ich vor Ort war, erzählte mir, dass Gewalt, Drogen und Mord in Laventille an der Tagesordnung sind, so dass sie niemanden mehr wirklich bewegen. Laventille, so heißt der Stadtteil, gilt als Harlem von Port of Spain. Die Bevölkerung zählt zu den Aermsten und Perspektivlosesten des Landes. Viele Häuser sind nicht viel mehr als Hütten. Und so kommt zu diesen für Aussenstehende sehr bizarren Szenen.
Am meisten aufgewüllt hat mich aber die Tatsache, dass die Tochter des Mordopfers die ganze Zeit über vor dem Haus stand und alles beobachten musste. Niemand kümmerte sich so richtig um die Siebenjährige. Irgendwann ging sie sogar ins Haus um ein paar Anziehsachen zu holen, bevor sie weggebracht wurde. Ich konnte das alles ehrlich gesagt nicht ganz glauben. Und dann meine Journalismus-Kollegen. Sie machten Fotos von der Kleine bzw. filmten sie. Hier wäre meiner Meinung nach eine Diskussion angebracht wie weit Medien gehen sollten. Achso es war übrigens Mordopfer Nummer 340 oder so ähnlich in diesem Jahr.
An meinem letzten Tag lernte ich, dass ein Reporterjob manchmal auch echt langweilig sein kann. Es passierte nichts Neues und so saßen wir im Newsroom und warteten und warteten. Meine Kollegen erledigten ein paar Anrufe um neue Ermittlungsergebnisse für alte Fälle zu bekommen, aber das war es auch. Und so war es eine weitere gute Lektion zu erleben, dass Reporter, entgegen der langläufigen Meinung, nicht immer total busy sind.
Alles in allem war meine Zeit bei Newsday gut. Oft war es zwar recht langweilig, aber ich habe neue interessante Ecken von Trinidad gesehen und auch einige Bekannte von den ersten Praktika wieder getroffen. Außerdem habe ich eine Menge über Zeitungsarbeit in der Karibik gelernt.

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