Locks
Wer die Bilder aufmerksam betrachtet, wird feststellen, dass sich mein Hair-Style geändert hat. Seit zwei Wochen bin ich auf dem Weg zu Locks. Locks sind die zivilisierte Variante von Dreads. Während Dreads einfach so wachsen, indem man die Haare nicht pflegt, werden Locks von Friseuren angelegt. Je nach Haarbeschaffenheit dauert es bis zu sechs Monaten. Bei meiner Ausreise aus Trinidad sollte ich also über Locks verfügen. Momentan schwankt mein Aussehen von gerupften Hahn (kurz nach dem Friseurbesuch) bis zu cooler Sau (na ja jedenfalls sehe ich es so). Blöd ist es nur jeden Abend mit Mütze schlafen zu müssen. Und nach 2 Wochen ohne Haarewaschen juckt die Kopfhaut ganz schön. Aber wer schön sein will muss leiden.

Touri-Stuff
Wie schon geschrieben haben wir Sue kennen gelernt, eine Kanadierin mit Mietwagen. Für uns die Möglichkeit auch einfach mal Touristen zu spielen. Die Chance haben wir genutzt und sind mit Sue und Laura, einer weiteren Kanadierin, zum Pitch Lake, dem Tempel in der See und der Ostküste gefahren.
Pitch Lake
Der Pitch Lake ist einer der größten Asphaltseen der Erde, einige Quellen sagen er sei der größte. Er wird von manchen Einheimischen auch als das achte Weltwunder bezeichnet, ein wenig Übertreibung schadet ja nie. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein alter, verwahrloster Parkplatz mit rissiger Oberfläche. Beim zweiten Blick bemerkt man dann Vegetation. Diese Pflanzen Seerosen und Schilf haben sich bestens an das Leben im schwefelhaltigen Wasser angepasst. Der Schilf wurzelt sogar im Asphaltboden. Bei einem Gang über den See haben wir zudem Guppies im Wasser gesehen.
Apropos über den See gehen. Ein See sollte ja eigentlich eine Oberfläche aufweisen, die nur spezielle Menschen trägt. Tatsächlich handelt es sich auch nicht um einen See im eigentlichen Sinne. Die meisten Stellen des Sees sind so fest, dass man barfuss gut darauf laufen kann. Man sinkt leicht ein und der Untergrund hat die Wärme von einer Straße im Sommer. Es gibt aber auch einige Stellen mit hartem, scharfkantigem Boden. Außerdem gibt es Löcher an denen man an ölige Schichten herankommt.
Der ganze See ist auf Grund seiner Beschaffenheit ständig in Bewegung. Das heißt er wälzt sich um und ändert seine Oberfläche alle 6 Monate. Der Asphalt wird an den harten Stellen des Sees in großen Brocken abgebaut und zerkleinert in alle Welt geliefert. Ausgebeutet wird der See seit dem 16. Jahrhundert als sein Teer für die Abdichtung von Schiffsrümpfen gebraucht wurde. Heute ist Trinidad der größte Exporteur von Naturasphalt.
Einige Einheimische baden auch im Wasser, da es gut gegen Verletzungen jeder Art helfen soll. Ihrem Portmonee helfen sie selbst in dem sie Touristen abziehen. Uns wollten sie 45 US-Dollar pro Person für eine Führung abnehmen. Da wir aber die Preise in etwa kannten, gaben wir ihnen zusammen 30 Euro. Der reguläre Preis liegt bei 6 Euro pro Nase wie wir später erfuhren. Haben wir uns also noch halbwegs aus der Touristenfalle gezogen.
Tempel in der See
Der Tempel in der See ist wie der Name sagt ein Tempel. Er wurde direkt ins Meer gebaut und ist eine Kultstätte der Hindus. Anfang des 20. Jahrhunderts wollte der Inder Sewdass Sadhu einen Tempel errichten. Da es ihm nicht erlaubt wurde, diesem auf dem Grundstück der ans Meer grenzenden Plantage zu bauen, errichtete er ihn auf einer Insel vor der Küste.
Wir kamen gerade richtig zum Sonnenuntergang. Die Szenerie war umwerfend. In der Ferne funkelten die Lichter von Port of Spain, auf den Wellen schaukelte einsam ein Boot, die Sonne versankt hinter dem Tempel im Meer und es war, abgesehen vom Rauschen der Wellen, total ruhig. Einfach entspannend. Wir saßen eine Weile da und vergaßen die Zeit. Und auch wir wurden vergessen. Als wir wieder an den Zaun kamen, der den Tempelkomplex umgibt, war das Tor geschlossen. So legten wir unfreiwillig eine kleine Kletterübung ein.
Ostküste
Der nächste Ausflug ging an die Ostküste. Ich hatte den Kanadierinnen gesagt, dass es dort keinen Badestrand gibt. Die Gegend um Manzanilla kannte ich von einem Shooting. Aber sie wollten nicht hören. So waren sie auch etwas überrascht plötzlich an einem dreckigen Strand mit rauer See zu stehen. Doch der Gang am Strand entlang war trotz Dreck schön. Wir haben eine Krabbe, Quallen, Seetaler und eine Unmenge lebender Muscheln gesehen. Dabei konnten wir Sue noch Nachhilfe in Bio geben. Ungelogen, sie wusste nicht was Muscheln sind. Nach dieser für Sue neuen Erfahrung, fuhren wir zu dem Teil des Strandes wo wir damals geshootet hatten. Ich wollte ein paar Kokosnüsse sammeln und Fotos machen. Danach fuhren wir die Ostküste auf der Suche nach einem Badestrand rauf. Aber egal wo wir ans Wasser kamen es war überall richtig zu gemüllt. Naja, dafür war es interessant zu sehen wie die Landschaft von Palmenhainen zu Urwald wechselte. Da die Kanadierinnen die Heimreise nicht im Dunklen antreten wollten, drehten wir früh um. 5 Minuten zu früh, wie ich gestern lernte. Fünf Minuten weiter hätten wir zwar keinen Strand, aber eine super Aussicht auf den Atlantik gehabt.

Fernseh-Star
Nachdem in dem Fußball-Feature über uns doch einiges falsch dargestellt wurde, wollte Lisa das berichtigen. Also organisierte sie für sich und mich einen Auftritt im Fernsehen. So musste ich an einem Montag morgen um 6 Uhr am Sender sein um live über meine Entscheidung nach Trinidad zu gehen und meine Zeit hier zu sprechen. Ein sehr komische Gefühl vor der Kamera zu sitzen, zu wissen dass einem eine Menge Leute zuschauen (hier wohl ca. 5000) und nicht zu wissen wo man hinschaut wenn gerade nicht redet. Aber ich muss wohl nicht allzu schlecht gewesen sein. Jedenfalls wurde ich von Lisa gelobt. Auch wenn das vielleicht ein Pflichtlob war, so bin ich doch wenigstends aufgefallen. Mittags an der Fressbude und abends auf der Straße wurde ich von Wildfremden angelabbert: „He du bist doch der Typ aus dem Fernsehen.“ Ich bin also ein Star, :-).
Aber im Ernst es war eine gute Erfahrung, nachdem ich in der Woche zuvor die Arbeit hinter den Kulissen kennen gelernt hatte, mal vor der Kamera zu sitzen. Angefangen bei der Verkabelung mit dem Mikro bis hin zu den Werbeunterbrechungen gab es eine Menge neuer aufregender Eindrücke.

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