DeutschWenn etwas umsonst ist, muss man es mitnehmen gerade in Finnland. Und so mache ich heute auf Kultur. Denn anlässlich des Rovaniemi-Tages (die Stadt hat Geburtstag), ist der Eintritt zum Arktikum und zum Wald-Wissenschafts-Erlebnis-Zentrum Pilke frei. Sonst sind es immerhin gut 15 Euro für beide Einrichtungen. Da, ich von der Uni aus noch die Ausstellungen im Arktikum besuchen werde, konzentriere ich mich vornehmlich auf die Eindrücke im Pilke. Wie ein kleiner Junge klettere ich mit großen Augen und schweißnaßen Händen in eine der großen Waldmaschinen. Mit dem Joystick in der Hand und ganz bequem in den Sitz gekuschelt fühlt man sich, wie der Herr der Welt oder zumindest des Waldes. Jetzt könnten die gemeinen Elche ruhig kommen, vor denen die Autofahrer in der finnischen Natur gewarnt werden. Mit diesem Monstrum um mich herum würde ein Zusammenstoss nicht zwangsläufig zugunsten der schaufeltragenden Fleischbrocken ausgehen. Aber natürlich ist die Ausstellung eher dazu gemacht, den Frieden mit der Natur und dem Rohstoff Holz herzustellen. Auch wenn Kinder in einer Ecke auf Waldbewohner (Füchse und Bären) schießen dürfen – wobei die Tiere so schnell sind, dass sie sich nicht treffen lassen – und in einer anderen Ecke insbrünstig Wald-Karaoke-Songs geträllert werden können. Aber ansonsten ist es wirklich eher friedfertig und es gibt viele interessante Fakten zum Thema Wald und dem Rohstoff Holz. Das Ausstellungskonzept scheint Groß und Klein zu begeistern. Begeistert, aber weniger friedfertig, geht es hinter dem Arktikum zu. Hier dürfen Familien heute angeln. Ein Fachmann zeigt, wie man einen Fisch ausnimmt und ihn mit einem beherzten Griff von seinem Schuppenkleid befreit. Hm, wie schnell sich ein possierliches Tierchen in verlockend aussehendes Essen verwandeln kann, schießt mir durch den Kopf. Und wie gut es dabei riechen kann, erlebe ich kurz drauf, als der Fisch gegrillt wird. Ich bekomme mal wieder Hunger. Zum Glück habe ich eine Banane dabei.
Unbeleuchtete Bilanz
Den Hunger stille ich dann endgültig am Feuer. Denn heute heißt es wieder Grillen. Wir schlagen uns heute in den Wald um das Polarlicht zu beobachten, dass für heute vorhergesagt ist. Der klare Himmel sollte eine gute Sicht ermöglichen. Aber irgendwie ist heute nur der Friede mit uns. Jedenfalls lässt sich das Polarlicht nicht blicken. Ob wir es mit unserem Feuer, der ausgelassenen Stimmung und der recht lauten Musik vertrieben haben? Wie auch immer, auch ohne Polarlicht ist es schön und irgendwie Zeit für die Bilanz der ersten Woche.
Zwar muss ich
a) mich noch offiziell bei der Polizei registrieren lassen
b) mich noch für einen Sprachkurs entscheiden
c) mir noch Winterschuhe zulegen
dafür habe ich aber
a) schon eine Simkarte gekauft
b) schon ein Fahrrad erstanden
c) noch eine Woche Zeit um eine nette Finnin kennenzulernen.
Alles in Allem fällt die Bilanz daher sehr positiv aus. So darf es weitergehen.