Der Tag beginnt gut. Gestern lag ein Zettel im Briefkasten, dass die Post im nahegelegenem R Kioski (so etwas wie ein deutscher Kiosk, nur etwas größer, meist verkauft ein R Kioski das nötigste und bietet eventuell auch noch weitere Dienste, wie Postannahme an) ein Pakt für mich abgegeben wurde. Die Gitarre ist da, woohoo. Also passe ich eine Pause im schönen Nieselwetter ab und mache mich auf den Weg. 20 Minuten später halte ich meine neue Liebe in den Händen. Das Baby ist klasse und dank der mitgelieferten Batterie funktioniert auch das eingebaute Stimmgerät. Mit vor Aufregung zitternden Händen beginne ich meine Mitbewohner musikalisch zu quälen, ;-). Ha, das fühlt sich gut an.

Eine neue Familie

Doch etwas angespannt begebe ich mich zum Treffpunkt des Friend-Family-Programms. Dieses wird von der Uni organisiert und soll interessierte Finnen und Austauschstudenten zusammmen bringen, so dass beide Seiten die jeweils andere Kultur kennenlernen können. Zunächst ist von Kultur aber nicht viel zu spüren, ;-). Beim Anblick der Tische mit den Namensschildchen fällt mir der Blind-Date-Charakter der Veranstaltung auf. Genauso stelle ich mir Speeddating vor, geht mir durch den Kopf, als ich im Meer der anderen auf mein Gegenüber warte. Naja, einen Unterschied gibt es wohl doch, man wechselt nicht durch, ;-).

In dieser Atmosphäre sitze ich dann schließlich einer Person gegenüber, eigentlich hatte ich eine ganze Familie erwartet. Die gibt es auch, berichtet Kaj, aber die Kids sind klein und müssen daher schon ins Bett. Kaj ist recht nett. Ich bin sehr froh, dass wir Englisch sprechen und die zwei Stunden vergehen insgesamt recht schnell (eben doch Speeddating, ;-0). Mein neuer Freund verspricht mir typisch finnisch-lappische Aktivitäten nahezubringen, z.B. Feuerholz holen, hehe, sein Gesicht ist super, als ich erkläre, dass ich das in Deutschland auch schon das ein oder andere Mal gemacht habe. Aber er hat noch einen Trumpf in der Hand: Winterreifen wechseln. Auch da muss ich ihn leider enttäuschen, ;-). Dafür darf er mich mit seinem Sporttrieb beeindrucken. Ich muss anerkennen, das 39 km auf Ski in 2:30 Stunden eine ganz schöne Leistung sind, das gilt übrigens auch für 39 km mit dem Fahrrad in 2 Stunden. Am Ende vereinbaren wir, dass ich nächste Woche mal seine Familie besuche.

Weihnachten

Noch ist unklar, ob der Winter in diesem Jahr wirklich früh kommt. Tatsächlich sprechen die Einheimischen von zurzeit ungewöhnlich hohen Temperaturen. Naja, also 9 Grad sind nicht gerade warm, vielleicht stimmt der Witz vom Lappen, der ab -15 Grad ein T-Shirt trägt ja doch, ;-). Wie auch immer auf jeden Fall kommt in diesem Jahr Weihnachten früh. Denn als ich nach Hause komme steht im Flur ein Paket. Meine restliche Wäsche und das Aufnahmegerät sind jetzt da. Und nicht nur die. Die Sendung entpuppt sich als wahres Care-Paket. Aus den Wäschebergen lächeln mich Pakete mit Wurst und Eintöpfen an, aber mir geht das Herz förmlich auf, als ich den größten Schatz entdecke: 10 Dosen feinstes Diebels Alt. Ich feiere den Abend mit leckerer Alpensalami mit Käsefüllung. Manchmal haben die Wies’n und der Hype, den sie auslöst, doch auch gute Seiten, ;-).

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