Bangalore die nächsten Tage
Um uns an Indien zu gewöhnen, beschließen wir es sehr ruhig angehen zu lassen. Wir erkunden Bangalore ein wenig und planen die Weiterreise.
Dabei erleben wir eine Menge interessanter Anekdötchen. Auf einer unserer Erkundungstouren bestellen wir gegrillten Hähnchensalat. Dieser besteht zu unserer Überraschung wirklich überwiegend aus Hähnchen. Zwischen die Geflügelstücke haben sich zwar auch ein paar Tomaten-, Paprika- und Zwiebelstücke verirrt, aber hauptsächlich ist es Hähnchen. Da es zu dem noch richtig scharf ist, darf ich den „Salat“ alleine essen. Später erfahren wir, dass das indische Verständnis von Salat sehr seltsam ist. Ein Salat besteht normalerweise immer überwiegend oder ausschließlich aus der namensgebenen Komponente. Einzige Ausnahme Grüner oder gemischter Salat. Hierbei handelt es sich um Gurken, Tomaten, Zwiebel und Karotten in beliebiger Kombination. Ein Dressing ist meist nicht Fällen vorhanden.
Bangalore ist eine recht westliche 5 Mio. Stadt. Da die Oberklasse Inder versuchen ihren Traum von Luxus und westlichen Standard zu leben, gibt es viele Möglichkeiten wegzugehen. Das Preisniveau kann hier oftmals mit deutschen Bars und Diskotheken mithalten. So kostet ein Bier auch um die 2 Euro. Dafür gibt es meist ein recht ansprechendes, loungiges Ambiente. Eine Partybremse ist allerdings ein Gesetzt, welches Bars und Club nur Öffnungszeiten bis 23.30 Uhr erlaubt. Wenn man sich gerade warm geschunkelt hat (zu indischer Trance-Mukke), geht die Musik aus und das Licht an. Meist gehen deshalb die Partys danach im Robertsonhaus weiter. Stilecht mit „Superjack“, dem billigsten indischen Rum. Ein Geschmack zum Ausnüchtern.
Bei einem der Barbesuche treffen wir Jost aus Meerbusch. Tja, die Welt ist klein.
Wie bereits berichtet, ging kurz vor dem Abschluss Kiddys Brille zu Bruch. Um diese kitten zu lassen reichte die Zeit in Deutschland nicht mehr. Indien gilt aber als billiges Land für gute Brillen. Diesen Ruf wollen wir deshalb testen und fragen nach Preisen für Brillenreparaturen. Der erste Optiker hat gute Konditionen, sagt aber, dass man in Indien keine extradünngeschliffenen Gläser mit hohen Dioptriewerten bekommt. Der Zweite sagt es sei kein Problem, nahezu identische Gläser in 5 Tagen zu besorgen. Allerdings lieg sein Preis bei 100 Euro pro Glas. Also durchaus deutsches Niveau.
Eine Millionenstadt hatte ich mir größer und unübersichtlicher vorgestellt. In Bangalore kann man in manchen Teilen vergessen, dass man in einer riesen Stadt ist. Allerdings kann man sich trotzdem super verirren. Alles ist etwas chaotisch und der Stadtplan vom Touristenbüro ist allenfalls eine ganz grobe Übersichtskarte. Das erfahren wir auf unserer Suche nach den botanischen Gärten. Wir verlaufen uns total. Anstatt eine südliche Richtung einzuschlagen befinden wir uns plötzlich weit östlich von unserem Ausgangspunkt. Immerhin landen wir in einem anderen Park. Und hier beginnt das Abendteuer als Weiße in Indien richtig. Wir hatten ja schon vom indischen Interesse an Weißen gelesen, aber darauf vorbereitet waren wir wohl doch nicht ganz.
Im Park kommt plötzlich ein Inder mit seiner Familie auf uns zu. Er spricht kein Englisch und winkt nur mit seiner Kamera. Klar mache ich ein Foto von euch, denke ich und will ihm die Kamera wegnehmen. Doch er hält dagegen. Mit ein paar Gesten „erklärt“ er uns, dass er ein Foto von uns und seiner Familie machen will. Na gut, bestes Grinsen aufgesetzt und mit der Familie um die Wette gestrahlt. Was macht man nicht im Sinne der Völkerverständigung.
Von dieser Aktion ermutigt, kommen zwei weitere Inder auf und zu. Der Eine zückt Zettel und Stift und bittet doch tatsächlich um ein Autogramm. Ha, endlich jemand, der uns erkennt, lach.
Bei unseren Erkundigungen am Busbahnhof treffen wir auf eine superfreundliche Auskunftsdame, die ihre Pflichten sehr ernst nimmt. Auf unser Dankeschön antwortet sie in ihrem lustigen Englisch: „Das ist unsere Pflicht.“ Echt ein super Service. Auch in den nächsten Tagen freute sie sich uns zu sehen und zu helfen.
Aber überhaupt hatten wir mit dem Buchen von Verkehrsmitteln in Bangalore kaum Stress. Das Zugticket für die Weiterreise in den Süden war entgegen der Warnungen im Reiseführer ohne große Schlange bequem am Touristenschalter zu buchen. Die Dame dort war auch sehr hilfsbereit.
Ansonsten gibt es zu Bangalore nicht mehr viel zu sagen außer das Kiddy zweimal umzog. Zunächst wurde ein Zimmer in der Nähe des Robertsonhaus frei. Diese war zwar deutlich näher (5 Gehminuten) aber auch extrem laut. Auf Grund des nächtlichen Lärms und der scharrenden Tiere in der Matratze bekam Kiddy wenig Schlaf in dieser Nacht. Zum Glück konnte sie die letzte Nacht ein Stockwerk höher ziehen. Die Mädels dort hatten wir auf einer Party kennen gelernt und sie fuhren übers Wochenende weg. Das Zimmer war leiser und sauberer. So konnte Kiddy in der Nacht vor der Weiterreise gut schlafen.

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