Der Wetterbericht im Internet lässt Böses ahnen. Ab Mittag soll es regnen, na super. Um die Stimmung nach einer Nacht im Drecksloch zu heben, wechseln wir das Hotel. Im Vergleich zu dem alten ist das Neue ein Palast. Es gibt ein sauberes Badezimmer mit Handtüchern, einen Fernseher und ein bequemes Bett. Wir gehen erstmals ausgiebig duschen. Danach fühlen wir uns wie neugeboren.
Nach dieser Gemütsauflockerung brechen wir auf zur Backwater-Tour. Am Ausgangspunkt wartet eine weitere Touristin. Sie kommt aus England. 45 Minuten geht es dann mit dem Auto zu kleinen Kanälen in den Backwaters.
Die Backwaters sind ein Netz aus Wasserwegen (Kanälen, Seen, Lagunen, etc.), das sich von der Küste landeinwärts erstreckt. Die Länge insgesamt beträgt über 900 km. Es ist ein beliebtes Touristenziel in Südindien, da es vielfältige Entdeckungsmöglichkeiten bietet. Ob mit der öffentlichen Fähre, dem Touristenboot, einem Kanu oder einem Hausboot zu sehen gibt es viel. Reisfelder, Palmen, chinesische Fischernetze, Lastkähne voll Kokosbast und Cashewnüssen und kleine Dörfer prägen das Bild.
Aber zurück zur Tour. Im genähten Holzkanu (Boote in den Backwaters werden tatsächlich zusammengenäht) brechen wir mit unserem Führer und dem Stocherer (er stochert das Boot ähnlich einem Gondoliere in Venedig) auf. Die Fahrt geht durch ca. 1,5 m breite Kanäle vorbei an Häusern. Der Führer zeigt uns Anananspflanzen. Ananas wächst tatsächlich auf dem Boden (Ha, Wette gewonnen). In den Backwaters gibt es grüne, rote und braune Ananas.
Unser erster Stopp ist an einer Sortierstelle für Scampis. Diese Bilden eine der Haupteinnahmequellen der Backwater-Bewohner. Wir sehen wie Scampis nach Größen sortiert und von Händlern aufgekauft werden. Danach geht es weiter zu einer Kokosnussverarbeitungsanlage. Hier werden Kokosnüsse (und zwar die bei uns bekannten Braunen) geöffnet und getrocknet. Aus dem Fleisch wird dann Öl gepresst und die fasern werden zu matten und Seilen verarbeitet. Kokosnüsse sind ein weiterer Wirtschaftzweig in den Backwaters.
Wir sind gerade wieder auf dem Wasser als es zu regnen beginnt. Wie versprochen gibt es Regenschirme an Bord. Allerdings nur drei für fünf Leute. Zum Glück haben wir auch unseren Schirm dabei und werden nicht ganz nass. Nach 15 Minuten stoppt der Regen. Die Landschaft ist echt schön. Allerdings wird die Ruhe von den Indern an Bord echt gestört. Führer und Stocherer unterhalten sich pausenlos. So vertreiben sie alle Vögel und auch unsere Ruhe. Komisch, dass der Führer in seinen Erklärungen immer so kurz dran ist, er kann ja doch reden.
Kurz vor Ende der Tour kommen wir an einem Haus vorbei, in dessen Garten eine Party gefeiert wird. Ganz Inder-typisch wird der Müll recht unproblematisch entsorgt. In diesem fall heißt das, dass sich der Kanal hinter dem Haus mit immer mehr Papptellern mit Speiseresten und Bechern füllt. Bald ist das Wasser kaum noch zu sehen. Wir sind entsetzt. Inder haben kein Umweltbewusstsein. Ganz zu schweigen davon, dass sich die Leute ihre Lebensgrundlage selbst zerstören. Unser Führer kommentiert den Vorfall lässig mit dem Ausdruck „indische Mentalität“.
Zurück in Kollam startet der Regen wieder. Auf die Suche nach etwas Essbaren waten wir durch Pfützen. Ein Festmahl mit verhältnismäßig gutem Essen und super Eis im Bett lässt den Tag versöhnlich ausklingen.

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