Montagmorgen 7:30 Uhr. Mein Wecker klingelt. Da ich gestern Abend noch ein paar Dinge im Internet checken musste, hatte ich nur knapp sechs Stunden Schlaf. Aber egal heute ist der große Tag – das Karibikabenteuer geht in die zweite Runde.
Nach ein paar Besorgungen und den letzten Aufräumarbeiten in der Wohnung (etwas deutscher Stress muss ja schließlich sein, :-)) treffe ich um 11.30 bei Kiddy ein. Hier müssen wir nur noch den Proviant im Handgepäck verstauen und uns mental auf die Reise einstimmen. (Haben wir wirklich alles dabei? Irgendetwas fehlt doch! Ach, egal, eh zu spät!)
Um 12.25 wird es dann endgültig ernst. Bepackt mit zwei enorm schweren Reisetaschen und dem Handgepäck ächzten wir zur Bahn. Hier zeigt sich dann eine deutsche Tugend, die wir in den nächsten Wochen vergessen werden. Pünktlichkeit!!! Wie durch ein Wunder passen alle Anschlüsse von Bus und Bahn perfekt und wir sind schon vor 13 Uhr am Flughafen.
Der Check-in verläuft recht unspektakulär, abgesehen von der Frage nach einer Adresse in den Staaten. Angeblich akzeptiert das System keine Transitreisenden. Aber nach ein paar Tastenklicks gelingt es der freundlichen Dame dann doch uns einzuchecken. Nach einem letzten ordentlichen Festmahl bei Mc Doof (wir werden die deutsche Küche vermissen) stellen wir uns der zweiten Etappe des Reisemarathons. Der Sicherheitskontrolle. Aber auch hier sind keinerlei Probleme in Sicht. Der Beamte interessiert sich nicht für Kiddys Medikamente und noch nicht mal Kiddys Port macht einem Mucks im Elektroscanner. Läuft ja bisher echt klasse, weiter so. Doch vor den Gates zeigt uns dann auch Deutschland noch mal, dass Pünktlichkeit nicht alles ist. Unser Flug nach Frankfurt hat eine halbe Stunde Verspätung. Da können wir das Warten eben hier schon mal üben. Aber was ist schon eine halbe Stunde?
Pilot Schneider versucht die Verspätung wieder reinzuholen. Es gelingt ihm nicht ganz, auch er braucht 30 Minuten bis Frankfurt. Immerhin fliegt er so schnell, dass es an Bord keine Erfrischungen gibt, da wir kurz nach dem Abflug schon wieder in den Landeanflug gehen und die Crew keine zeit für uns hat. In Frankfurt wird es dann etwas hektischer. Das Boarding nach New York begann um 16 Uhr, wir kommen aber erst um 16.20 Uhr an und dazu noch am Terminal B. Unser Abflug erfolgt von Terminal A. Mit einer Mischung aus Eile und Gelassenheit erreichen wir schließlich Gate A65. Dieses liegt im letzten Winkel, aber etwas Bewegung tut vor einem langen Flug ja gut. Am Gate angekommen, zeigt sich, dass unsere Verspätung etwas Gutes hat. Wir werden ganz zügig am Geschäftskundenschalter eingecheckt, damit es zu keinen Verzögerungen kommt. Auch im Flieger ist uns das Glück weiter hold. Wir haben eine Dreierreihe am Fenster für uns allein. Sehr gut. Rechtpünktlich fliegen wir in Frankfurt los. Unser Pilot auf diesem Flug ist Helmut Schmidt. So viel zu deutschen Namen und Klischees. Der Flug verläuft alles in allem recht unspektakulär. Dieses Adjektiv beschreibt leider auch das Fernsehprogramm an Bord, es ist todlangweilig. Dafür ist der Service des Kabinenpersonals klasse. Kiddy kann sogar ihre Veganer-Mahlzeit gegen normales vegetarisches Essen tauschen und erhält Tipps für die nächste Buchung („Immer „asian vegetarisch“ bestellen, „Vegetarisch“ heißt bei den meisten Fluglinien vegan.“). Nach einem Blick auf die Tabletts kann ich Kidds Freude verstehen. Statt Tofu-Würfel in Kartoffelsuppe und pflanzlichem Brotaufstrich gibt es für sie jetzt Pasta und Salat mit Shrimps. Aber auch sonst ist der Service vom Kabinenpersonal klasse. Besonders nach dem unsere Stewardess gehört hat, dass wir nach Trinidad fliegen. Sie hat ihre Flitterwochen auf Tobago verbrach, das verbindet ungemein. Dank des Platzangebots in unserer Sitzreihe bekommt Kiddy sogar etwas Schlaf. Obwohl ich das Fliegergefühl mag, streng mich der Flug diese Mal an. Ich bekomme keinen Schlaf und finde keine bequeme Sitzposition. Nicht nur meine Beine sind froh, als wir um 1 Uhr deutscher Zeit in New York ankommen.
Zugegebenermaßen habe ich vor diesem Augenblick etwas Respekt gehabt: Das erste Mal Kontakt mit dem nordamerikanischem Festland und seinen strikten Einreisebestimmungen. Aber es wird halb so schlimm. 20 Minuten Warten am Einwanderungsschalter, zwei drei Fragen vom Beamten und die obligatorischen Fingerabdrücke und Fotos für die Terrorkartei und wir sind im Land von Barack Obama. Hinter dem Einwanderungsschalter warten auch schon unsere Reisetaschen auf uns. Und der Ausgang zum Zoll. „Jetzt wird es ernst! Ob Kiddy mit ihren waffenscheinpflichtigen Cortison-Präparaten durchkommt?“ schießt mir durch den Kopf. Die Zollbeamtin interessiert sich aber nur für unser Reiseziel und die Länge der Reisedauer. Sehr entspannt und freundlich erklärt sie uns den Weg zu Terminal 4. So ganz kann ich es nicht glauben, da spielen sich die Amis so auf mit ihren Einreisebestimmungen (Online-Formular im Internet ausfüllen, dann an Bord noch mal in Papierform, Mitnahme von verschreibungspflichtigen Medikamente nur im Notfall erlaubt) und dann das. Naja besser so als anders.
An Terminal 4 heißt es dann warten. Denn unser Weiterflug ist ja erst für 7:15 deutscher Zeit angesetzt. Zur Erinnerung wir haben gerade ca. 2 Uhr. Deshalb ist der Schalter natürlich noch nicht besetzt. Also heißt es die nächsten 90 Minuten zu überbrücken. Zum Glück hat Kiddy vorgesorgt und mir spannende Wartespielchen für gelangweilte Kids auf Reisen geschenkt. Damit vergeht die Zeit fast im Flug (Achtung Thomas und Sarah, die nächste gemütliche Runde wird spannend).
Um 3:30 dürfen wir dann endlich einchecken. Das Personal am Schalter sieht so vertraut karibisch aus und arbeitet auch so. Wir kommen dem Paradies näher. Aber zunächst heißt es weiter warten. Zwar sind wir jetzt unsere Reisetaschen los, aber noch liegen drei lange Stunden vor uns. Wir beschließen schon mal durch die Sicherheitskontrolle zu gehen und am Gate auf den Abflug zu warten. Auch die Sicherheitskontrolle in New York ist überraschend lasch. Zwar versucht eine Mitarbeiterin mit lautem Gebrüll Hektik unter den Reisenden zu verbreiten, aber Kiddys Port piepst auch hier nicht und keiner fragt nach den Medikamenten. Dann beginnt die Wartezeit. Und die wird echt hart. Die Müdigkeit schlägt voll durch und schlafen klappt auf dem Bänken im Wartebereich nicht wirklich.
Aber endlich dürfen wir an Bord. Hier begrüßt uns der Pilot mit ausgelassener karibischer Freude. Übers Bordmikrofon verkündet er, dass er sich über die vielen strahlenden Gesichter freut. Wenn alle so gut drauf sind, wird es ein ganz entspannter Flug. Wir sollen uns einfach zurücklehnen und den Trip genießen. Und das klappt tatsächlich. Denn obwohl die Sitze enger sind, als in den Lufthansamaschinen, kann ich hier besser sitzen. Vielleicht liegt es am Lederbezug. Damit aber nicht der falscher Eindruck von großem Luxus aufkommt: Die erste Klasse in dieser Maschine liegt in der Ausstattung etwas unter der „economy class“ der Lufthansa. Aber wie gesagt wir sitzen ganz gut und können sogar schlafen. Gut fünf Stunden (etwa 12 Uhr deutscher Zeit) später erreichen wir Trinidad. Aber was ist das? Der Himmel ist grau und es regnet.

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