Passend zum heute sehr sonnigen Wetter lasse ich mir wieder ein wenig Sommer auf den Kopf zaubern. Maureen erklärt sich bereit, mir die Haare auf kenianische Art zu flechten. Auch ein Weg gegen Langeweile, wie ich merke. Zumindest für Maureen, denn zum Ende der fast vierstündigen Sitzung kämpfe ich enorm gegen das Einschlafen. Aber witzig, dass ich ausgerechnet in Finnland jemanden treffe, der mir für lau die Haare in afrikanische Kunstfrisuren verwandelt. Die 5 Euro in Eritrea waren ja schon günstig, aber so? Ich glaube da werde ich in den nächsten Wochen noch ein paar neue Dinge austesten. Es gibt ja schlimmeres, als ein wenig Warten, ;-).

Kalender

Ich habe es tatsächlich getan. Nachdem ich mich bisher mein Leben lang erfolgreich gegen Terminplaner, Kalender und ähnliche Zeiteinteilungsmittel gewehrt habe, habe ich heute begonnen eines dieser hinterhältigen, einengenden Biester zu nutzen. Geschuldet ist dies der Tatsache, dass mein Unterricht an der Uni hier keinem festen Plan folgt. Ganz im Gegenteil wechseln sowohl Tage, Anfangszeiten, Umfang als auch Unterrichtsorte beständig. Um nicht jeden Abend aufs Neue nachschauen zu müssen, wann ich am nächsten Tag wo sein muss, und somit viel Zeit zu verplempern, beschließe ich, die Vorlesungstermine einzutragen. Ganz schön witzig, wie die Wochen darin jetzt aussehen. Einige Wochen sind fast randvoll, in anderen gibt es kaum Veranstaltungen. Die finnische Freiheit im Bildungssystem findet als auch auf Seiten der Stundenplnaentwickler statt. Aber vielleicht ist gerade das das Geheimnis des finnischen Systems? Laptop-Akkus soll man ja auch verschiedenen Ladezyklen aussetzen, um ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Finnisierungsprozess

Ich glaube ich bin schon mehr Finne als ich dachte. In Marburg wurde mir von verschiedenen Seiten eine große Kontaktfreude und Redebereitschaft attestiert. Ich zweifel irgendwie noch immer, das das ausschließlich als Kompliment gemeint war, ;-). Aber wie auch immer, auf der heutigen WG-Party stehe ich mal wieder etwas sprachlos in der Menge und beobachte wie um mich herum die Knutsch-Orgien beginnen. Aber worüber soll ich auch reden? Etwa darüber, dass es sehr komisch ist, dass sich jeder unbedingt betrinken muss, sich aber bei Getränken von über 30 Prozent schüttelt – übrigens auch die Polen, so viel zu Klischees – und ich nicht? Oder das ich aufgebrezzelte Mädels ganz allgemein nicht mag und auf WG-Partys eher lächerlich finde? Hm, vielleicht erzähle ich beim nächsten Mal einfach, dass ich ein verzauberter Märchenprinz bin, der richtig schön feucht abgeschleckt auch keinen harten Alkohol pur trinken kann und sich in einen Dressman verwandelt, ;-).
Ach übrigens, gegen 2:30 wird auch diese Party von der Polizei beendet. Eigentlich ein guter Weg Finnen kennenzulernen und Finnisch zu trainieren, denn der Beamte spricht kaum Englisch. Leider hat er keine Lust auf ein längeres Gespräch, sondern möchte, dass wir zügig die Wohnung verlassen, ;-).

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