Abschied
Nach einem arbeitsreichen April stand ein schwerer Abschied an. Wie hart es werden würde zeichnete sich schon in den Wochen zuvor ab. Als sich bei Kiddy und bei mir auf der Arbeit die Feststellungen häuften: „Ach beim nächsten Projekt bist du gar nicht mehr da.“
Ein weiterer Wehmutstropfen war der Abschieds-Lime in unserer Wohnung. Mit deutsch-trinischen Köstlichkeiten und Drinks verbrachten wir einen netten Abend in unserer Wohnung und am bzw. im Pool. Dabei spielten wir Weihnachtsmänner und verschenkten Klamotten, die nicht mehr in die Koffer passten. Nachdem die Condor ihrer Gepäckregelung zu unseren Ungunsten geändert hatte (Freigepäck nur noch 20 statt 46 Kilo pro Person), mussten wir nämlich eine Menge Gewicht einsparen. Aber was soll es, es war auch eine gute Gelegenheit eine Menge Schrott auszusortieren.
Richtig hart wurde aber die letzte Arbeitswoche. Die Leute von Rape Crisis organisierten für Kiddy eine Überraschungszusammenkunft, auf der Kiddy ihr Abschiedsgeschenk, ein Kochbuch mit mehren tausend karibischen Rezepten erhielt. Nette Widmungen im Buch sorgten für totale Rührung.
Bei E-Zone ging es zwar gewohnt wuselig zu, in der nächsten Woche stand ein Videodreh an und ich musste auch noch die letzten Änderungen am Magazin vornehmen, aber trotzdem war auch bei mir der Abschied greifbar. Denn eins der wichtigsten Projekte war die große Abschiedsparty, die freitags für Kiddy und für mich starten sollte, Trinidad typisch wurde alles sehr kurzfristig organisiert.
Trotzdem wurde es eine sau-geile Party. Von den 150 geladenen Gästen kamen die wichtigsten 70, so dass wir mit unseren besten Freunden und bekannten einen riesigen Trini-Lime hatte. Natürlich gab es Pelau, Shake’n’Bake und viel zu trinken. Dazu Musik, Winen und Spaß bis in die Nacht. Irgendwann konnten wir den DJ überreden, unsere Musik zu spielen und so erklang plötzlich deutsche Karnevalsmusik. Tatsächlich waren einige Trinis verrückt genug, mit uns eine Polonaise zu starten. Sau lustig.
Am nächsten Tag stand neben Kofferpacken ein Hauseinweihungs-Lime bei einer Freundin auf dem Programm. Der Abend wurde sehr witzig. Und die heiß-umkämpfte Tabupartie zeigte, wie gut unser English doch mittlerweile geworden war. Doch dann kam der wirklich harte Teil des Abends. Leston und Ryssa setzten uns zu Hause ab und es hieß Abschied nehmen. Ganz schön hart zu wissen, dass man Freunde zurücklässt, die man so schnell nicht wieder sehen wird. Ich hatte klitze-kleine Tränen in den Augen. Aber vielleicht kommt uns Ryssa im September besuchen.
Sonntags stand dann die nächste Abschiedsrunde an, doch der Reihe nach. Zunächst musste ich morgens noch zur Druckerei um die Proofs für das neue Magazin freizuzeichnen, im Anschluss lud Lisa Kiddy, Laura (unsere Editorin) und mich zum Frühstück ein. Wir gingen in ein super nettes, gemütliches Restaurant ein. Bei blauem Himmel und heißen Temperaturen saßen wir im Schatten und aßen und rund. Aber das Essen war auch echt lecker. Abends stand dann der Geburtstags-Lime von Sophie an. Mit typischen tobegonischem Saltfish und Drinks. Im Anschluss daran folgten dann die Abschiede von meinen und Kiddys besten Freunden. BUHUHU.
Am nächsten Morgen holte uns die Luxuslimousine pünktlich um halb neuen ab, um uns am Hafen abzusetzen. Von dort aus ging es mit der Fähre nach Tobago, denn bevor wir Richtung Deutschland aufbrachen, stand noch eine Woche Strandurlaub auf Tobago an. Zu unserer Freude schaffte es Lisa quasi in letzte Minute noch zum Hafen um uns Good-Bye zu winken.

Tobago
Im Hope Cottage wurden wir mit der gewohnten Freundlichkeit empfangen und wir bekamen wieder unser Stammzimmer. (Schön geräumig ohne Sandra, grins.) Auf Tobago ließen wir es uns dann so richtig gut gehen. Am zweiten Tag stand eine Stranderkundungstour an. Mit Kerry unserem Fahrer fuhren wir die verschiedenen Strände an um unseren Traumstrand für die nächsten Tage zu finden. Und es klappte, denn anders als beim ersten Abstecher überzeugte uns die Englishman’s Bay diese Mal. Das Meer war ruhig und es gab hinter einer Klippe in der hintersten Ecke noch einen absolut ruhigen Traumstrand. Die nächsten zwei Tage ließen wir es uns hier dann so richtig gut gehen: Lesen, sonnen und im Meer plantschen.
Aber wie immer hielt Tobago natürlich auch noch neue Abenteuer für uns bereit. So zum Beispiel frische Mangos, direkt aus dem Garten des Guesthouses, und Cashew. Den meisten dürften Cashew-Nüsse bekannt sein. Was wir und die meisten, denen wir davon berichteten, nicht wussten, ist, dass es sich bei Cashew um eine Frucht handelt. Die Nuss ist nur ein winzig kleines Anhängsel. Die Frucht an sich ist sehr komisch. Der Geschmack ist schwer zu beschreiben und ein Biss in die Frucht trocknet den Mund aus. Trotz schmeckt sie nach einer Gewöhnungsphase sehr gut.
Freitags traf Sharon dann noch zu einem Kurzurlaub auf Tobago ein und überraschte mich mit einem Präsent von E-Zone. Neben einer Praktikumsbescheinigung und einer Urkunde, gab es eine gravierte Uhr als Andenken. Ich war sehr gerührt. Die Uhr werde ich natürlich in Trini-Zeit schlagen lassen, um relaxt zu bleiben.
Natürlich mussten wir unser Wiedersehen mit Sharon mit einigen Bierchen feiern.
Das Wochenende bis zum Flug verlief sehr entspannt und gemütlich. Sonntags morgens ließ ich mir noch mal meine „Cornrolls“ (meine Trini-Frisur) auffrischen und dann ging es zum Flughafen. Von dort riefen wir Sharon an und sie verabschiedete uns gebührend. Sehr lustig war, dass sie unseren Anruf unter der Dusche erhalten hatte und sich deshalb nur in ein Tuch gehüllt auf den Weg machte. Die Blicke der anderen Touristen waren Gold wert, lach. Aber ohne ein bisschen Stress ging das Einchecken natürlich nicht ab. Denn typisch Deutsch drängelten sich auch alle Urlauber schon vor dem Schalter und unsere Tickets lagen nicht vor. Da wir aber auf der Flugliste standen durften wir doch an Bord.
An Bord war es sehr komisch von fremden Menschen auf Deutsch angesprochen zu werden. Wir hatten uns schon zu sehr ans Englisch gewöhnt. Dafür hatten wir das Glück, dass wir auf dem Flug zur „Isla Maguarita“ (dem Zwischenstopp in Venezuela) einen Fensterplatz eroberten. So hatten wir noch einige schöne Blicke auf das geliebte Tobago.
Die „Isla Maguarita“ ist meinem Empfinden nach ein recht trostloser, öder Flecken Erde. Gut, dass wir sie nur von oben sehen mussten. Nach drei langen Stunden auf dem Flughafen ging es endlich weiter.

Abenteuer Deutschland
Mit 30-minütigem Vorsprung begann unser Deutschland Marathon. Einige wenige Tage standen an, um Familie und Freunde zu sehen, sowie die Vorbereitung für unseren Indien-Aufenthalt zu treffen. Es versprach sehr stressig zu werden.
Doch zu nächst verlief alles nach Plan. Meine Eltern warteten schon am Flughafen und auch die indische Botschaft erreichten wir rechtzeitig genug, um unsere Visa-Anträge abzugeben. Während für Kiddy der Stress dann schon gleich nachmittags mit einer Hochzeit so richtig losging, nahm ich mir zwei Tage Auszeit.
Doch dann ging es auch für mich los. Freunde treffen, Hochzeit in der Familie, Impfen lassen und Einkaufen. Und immer noch kein Visum in Sicht. Wir hatten schon Samstag und es hätte freitags spätestens da sein sollen. (Erstes Omen?) Zudem schrottete Kiddy an diesem Abend noch ihr Auto. (Zweites Omen?)
Ein Anruf am Montag zeigte, dass es erst nachmittags versendet werden sollte. Sehr eng, wenn der Flug mittwochs morgens geht. Also hieß es einen Kurier organisieren. Nachdem das in trockenen Tüchern war, mussten wir nach Düsseldorf Rucksäcke kaufen. Tja, auch schwieriger als gedacht. Also verschoben wir den Kauf auf Dienstag um die Eindrücke auf uns wirken zu lassen. Abends ging dann zu allem Unglück noch Kiddys Brillenglas zu Bruch. (Drittes Omen?) Wir sagten uns wenn morgen der Rucksack-Laden abbrennt, buchen wir um und fliegen etwas später.
Dienstags mussten wir dann sowohl die Rucksäcke besorgen (der Laden war nicht abgebrannt), als auch die letzten Besorgungen machen. Aber es klappte alles recht reibungslos. Und so konnten wir uns in das Indien-Abenteuer stürzen.

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