Ähnlich anstrengend aber nicht minder spannend als mein erster Drehtag verliefen auch die nächsten Tag am Set.  Hier das Wichtigste in Kurzform:

Bereits am zweiten Tag am Set hatte ich mein Zeitgefühl verloren. Damit befand ich mich aber in bester Gesellschaft, denn auch der Rest des Teams nahm nicht wirklich wahr, dass Emanzipation Day und damit der Feiertag der Sklavenbefreiung war. Mein Zeitgefühl sollte sich auch in den folgenden Tagen nicht erholen. Denn entweder drehten wir bis spät in die Nacht und begannen früh morgens bereits wieder oder wir trafen uns nachmittags und drehten bis in die frühen Morgenstunden oder alles kam auf einmal. Ab montags hatte ich sogar den Überblick über die Tageszeiten verloren. Klar so lange es hell war, war Tag.  Aber mit Sonnenuntergang um 18 Uhr war es dann schwer zu entscheiden ist es Abend/Nacht/Morgen? Sehr ungewohnt war es als ich einen Tag bereits um 18 Uhr zuhause war. Ich war zu müde um großes zu tun, aber zu wach um zu schlafen.

Trotz allem Zeitchaos war die Zeit am Set super. Wir drehten an verschiedensten Orten. Unter anderem drehten wir in Wohnräumen, am Strand, in einer Bar und in einem Radiosender. Jeder Drehort hatte seine gewisse Eigenheit und stellte eine Herausforderung dar.  Gerade die Außendrehs waren aufgrund des Regenzeit und der einsetzenden Dämmerung gegen 18 Uhr jeweils sehr stressig. Denn nicht immer kann mit Scheinwerfern Tageslicht simuliert werden, dann heißt es so schnell wie möglich sein.

Am meisten haben sich bei mir aber vier Drehorte eingebrannt:
1. Tyrico Bay
Aber nicht weil die Kulisse so toll war, sondern weil sich das Team aufgrund der Sandfliegen mit Insektenabwehr versorgte. Am wirksamsten stellte sich hierbei Diesel heraus, ja Diesel wie Diesel an der Tankstelle, ;-). Somit roch das ganze Team wunderbar und ein unbeteiligter Beobachter hätte auf den Gedanken kommen können,  dass hier ein Werbefilm für neues Parfüm entsteht oder er mitten in den Betreibsausflug von Ölarbeitern geraten ist.

2. Radiostation
Hier drehten wir sowohl tags auch als nachts. Der Außendreh am Tag war nicht so spektakulär. Aber es war schon cool, nachts im Sender zu drehen, während nebenan noch eine Show moderiert wird und der Moderator das Team plötzlich in die Show einbaut.

3. Appartement
Hier habe ich – als Mitglied des Requisiten-Teams – am meisten zu tun gehabt. Wir mussten sowohl das Schlafzimmer als auch den Wohnraum komplett umräumen. Super auch, dass es abends hieß wir könnten alles zurückstellen, weil wir fettig seien. Am nächsten Morgen wurde dann entschieden, dass wir doch noch da drehen müssen. Also musste es wieder so aussehen wie am Vortag.

4. Bar
Hier wurde ich dann auch überraschend als Statist verpflichtet. Um den Raum etwas zu füllen, fand ich mich plötzlich als Gesprächspartner einer jungen Trinbegonierin gegenüber, die es mit der gespielten Unterhaltung dann etwas zu genau nahm und mich nach meiner Nummer fragte. Ihr grelles Outfit, das übertriebene Gehabe und der auffällige, sexy Goldzahn erinnerten mich an einen billigen Porno. Nicht, dass ich mich damit auskenne, ;-), aber werden da bestimmt die heißen Szenen eingeleitet. Ach, meine Nummer hat sie nicht bekommen.

Insgesamt war der Dreh einer super Lernerfahrung für mich. Und zwar sowohl im persönlichen Bereich als auch im fachlichen Bereich. Es ist spannend zu beobachten wie unzählige fremde Menschen miteinander arbeiten. Wenn man genau hinschaut und zuhört, lernt man viel über Menschenführung und Organisation.  Außerdem zahlen sich die neuen internationalen Kontakte bestimmt irgendwann mal aus.
Aber auch in Sachen Arbeitsabläufe am Set habe ich viel gelernt. Vor allem weiß ich jetzt, wie wichtig es ist Fotos zu machen, u Kontinuität für die nächsten Drehtage zu sichern. Die Erfahrungen in der Requisite waren da sehr hilfreich. Außerdem habe ich mir eine Menge über die richtige Ausleuchtung von Drehorten und interessante Kamerawinkel abschauen können.

Spannend war es für mich auch den Unterschied der Kulturen zu sehen. Denn trotz karibischen Hintergrunds sind Jamaikaner und Trinbegonier doch sehr verschieden. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch wieder gut feststellen wie sehr Trini ich doch schon bin. Denn wir hatten viel Spaß uns über die Art und Weise der Jamaikaner zu wundern. Vor allem ihre ständigen Schimpftiraden waren Anlass zur großen Freude. Vor allem weil für sie ein Ausdruck, der die Periode der Frau beschreibt, als größtes Schimpfwort galt. Aber trotz aller Unterschiede, wenn es um Feierabend und Rum ging waren wieder alle vereint. Dabei gab es am Set ein faktisches Alkoholverbot, das aber gelegentlich unterlaufen wurde.

Freitags war bei allen Teammitgliedern die Luft raus. Daher war die Freude groß, als es hieß: „It’s a wrap.“ Keiner konnte es so recht glauben, aber wir waren fertig. Tatsächlich stand nur noch die große Crew-Abschluss-Party m nächsten Tag an. Nach einer rauschenden Party gönne ich mir heute die verdiente Ruhe, um meine Akkus wieder aufzufüllen. Schließlich ist es heute ja so weit: Janni beginnt ihr Trinidadabenteuer.
Zusammen mit Jerome und seiner Freundin, werde ich sie gleich am Flughafen erwarten. Zum Abendessen wird es dann später ganz trini-typisch Doubles geben.
HERZLICH WILLKOMMEN.

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