Heute wollen wir nach Kollam reisen. Die gewaschen Klamotten sind immer noch nass, naja müssen sie eben so in die Rucksäcke.
Am Busbahnhof sagt man uns, dass der Direktbus erst um 12 Uhr fährt. Er soll sechs Stunden brauchen. Wir haben aber erst 10 Uhr und so beschließen wir über Kottayam nach Kollam zu fahren.
Also fahren wir dieselbe Strecke zurück, die wir vor drei Tagen gefahren sind um her zu kommen. Dieses Mal läuft alles rückwärts. Wir holpern erst in wilder Fahrt durch die Landschaft, bevor der Fahrer eine gezwungener Maßen ruhigere Fahrtweise an den Tag legt. Und uns wir unterwegs auch immer wärmer. Uns fällt wieder auf, dass es auf den Hinweisschildern drei Schreibweisen für Kumily gibt. Die Inder sind oft recht kreativ, wenn es darum geht Hindi-Namen in eine westliche Schreibweise zu übertragen.
Nach vier Stunden erreichen wir Kottayam. Der Direktbus nach Kollam fährt erst um 16 Uhr. Wir können aber in 20 Minuten mit einem Bus nach Karunganapally fahren und dort umsteigen. Na gut, machen wir doch das.
Aber leichter gesagt, als getan. Denn der Infobeamte kann uns nur eine grobe Richtung sagen, wo der Bus in etwa halten wird. Mehr Informationen sind aus ihm nicht herauszubekommen. Wenigstens schreibt er uns den Namen Karunganapally auf. Jeder Schaffner, den wir fragen, kann zwar den Namen lesen, verweist uns aber wieder an Infoschalter. So geht es eine Weile hin und her. Plötzlich sagt uns jemand, der Bus fährt auf der anderen Seite. Während Kiddy das prüfen geht. Kommt der richtige Bus auf unserer Seite an, wie mir ein Mitreisender sagt. Da stehe ich jetzt mit zwei Rucksäcken. Und der Bus scheint sehr beliebt zu sein, alles drängelt hinein. Irgendwie schaffen wir es aber doch noch, uns zwei Sitzplätze zu erobern.
Nun holpern wir durch kleine Dörfer. Wie lange die Fahrt dauert, weiß keiner so genau. Naja, so lange wir heute irgendwann mal angekommen. Um 17 Uhr sind wir dann endlich in Karunganapally. Unsere Freude ist groß, als wir hören, dass es von hier aus nur noch eine knappe Stunde nach Kollam ist. Und wirklich erreichen wir Kollam um 18 Uhr. Der Direktbus aus Kumily (zur Erinnerung: Er sollte um 12 Uhr fahren und sechs Stunden brauchen.) ist auch noch nicht da. Wir haben das Rennen gewonnen.
Um uns ein wenig zu informieren, gehen wir ins nahe gelegene Touristenbüro. Leider ist es ein typisch indisches Touristenbüro, dass heißt es ist mehr an dem Verkauf der eigenen Produkte (Touren und Unterkünfte) interessiert, als daran Auskünfte zu geben. Uns werden ca. 20 Touren angeboten. Außerdem bekommen wir drei Hotelnamen genannt und – welch freudige Überraschung- es gibt einen kostenlosen Stadtplan. Leider ist er wohl von einem indischen Drittklässler gezeichnet worden und anschließend zur weiteren Unkenntlichmachung absichtlich besonders schlecht kopiert worden. Sprich, man erkennt nichts.
Um den Beamten des Tourismusbüros glücklich zu machen, buchen wir eine Kanutour durch die Backwaters. Wir hatten sowie so einen solchen Trip geplant, außerdem holen wir uns Auskünfte über Hausboot-Touren ein. Angesprochen auf das Wetter der nächsten Tage versichert uns der Beamte, dass es nicht regnen wird. Außerdem seien für den Fall der Fälle große Regenschirme an Bord des Kanus.
Danach testen wir eine der uns genannten Unterkünfte, das Gasthaus „Shines“. Naja, hier scheint nicht wirklich viel. Aber sie wollen uns verarschen. Wir fragen nach einem billigen Zimmer und es heißt, uns würden zwei gezeigt, eins im 2. Und eins im 4. Stock wählen das Zimmer im 2. Stock. Allerdings ist diese plötzlich kein billiges Zimmer mehr, sondern ein Semidelux-Zimmer. Eigentlich ist es schon eine Frechheit im Zusammenhang mit diesem Gasthaus überhaupt von Luxus zu reden uns dann aber noch verarschen zu wollen, das ist zu viel. Wir gehen.
Unser Reiseführer listet zwei billige Unterkünfte ca. 800 Meter entfernt. Also machen wir uns auf den Weg. Wir wählen, die Absteige mit der besseren Bewertung. Hm, die Zimmer sind tatsächlich etwas schmuddelig, aber dafür steht im Reiseführer die Badezimmer seien sauber. Tja, unseres wurde leider seit der letzten Besichtigung nicht mehr geputzt und außerdem ist mittlerweile eine Kakerlakenfamilie eingezogen. Es ist aber schon spät und laut Reiseführer gibt es keine weiteren Billigunterkünfte in der Stadt. Deshalb beschließen wir, diesen palastähnlichen Raum für günstige 200 Rupien anzumieten.
Der Ekelfaktor wächst mit der Zeit immer mehr und so reduzieren wir den Besuch des Badezimmers auf das Nötigste (1xPipi, 1xZähneputzen).
Aber der Tag hält noch ein Abenteuer bereit. Man erinnere sich an unsere nasse Wäsche. Kunstvoll, um möglichst wenige der dreckigen Oberflächen zu berühren, verteilen wir sie im Zimmer und auf dem Balkon. Nach ca. einer Stunde gibt es draußen einen riesen Lärm. Es dauert eine halbe Minute bis ich raffe, dass das Regen ist. Ich sprinte zur Tür und hole die Wäsche rein, doch zu spät. Es ist als habe jemand im Himmel Schleusen geöffnet. 30 Sekunden haben gereicht, um die Wäsche wieder komplett durchzuweichen.
Der heftige Regen hält für etwa 20 Minuten an. Der Monsun hat Südindien erreicht.

Schreibe einen Kommentar