Leider bekommen wir an diesem Wochenende einen sehr intensiven Eindruck vom Nordfinnischen Frühherbst geliefert. Dieses Wochenende ist grau und trüb und bei maximal 12 Grad sehr kalt. Daher können wir die schöne Lage von Jaakkos Haus, nur wenige Meter zum Fluss, und dessen herrliche Sonnenterasse nicht richtig nutzen. Aber saunieren wird zum Vergnügen, ;-).
Um doch wenigstens ein wenig zu unternehmen, erkunden wir heute die Grenzstädte Tornio (Finnland) und Haparanda (Schweden). Naja, erkunden ist zu viel gesagt. Wir irren ein wenig in der Kälte herum und bewundern die nicht vorhandene Atmosphäre der Städte. Das graue Wetter passt dazu perfekt. Ein sogar in der Touristenbroschüre gepriesenes Highlight (HaparandaTornio, wie sich die Region nennt, boomt wirtschaftlich) ist der Ikea-Markt auf schwedischer Seite. Als finnisches Pendant gibt es eine riesige Mall. Nicht schön, aber gut besucht.
Doch der Abend hält noch richtige Abenteuer bereit. Zunächst fahren wir mit Jaakko in eine Holzhütte an den Stromschnellen. Hier bereitet Jaakko auf traditionelle Weise Stockfisch zu. Der Fisch wird aufgespießt und dann langsam am offenen Feuer gegart. Während dieser Zeit können wir durch ein kleines Fenster die Fischer auf ihren Plattformen beobachten. Dort fangen sie die Fische mit Netzen, die an langen Stangen befestigt sind. Jaakko erklärt uns, dass sich der Fisch nur so fangen lässt. Zugleich lernen wir von ihm, dass sein Dorf versucht, die alten Weißfischtraditionen (Fangmethode und Zubereitung) zu erhalten. Dabei waren sie zunächst als rückständig belächelt worden, heute gelten die Stromschnellen als Touristenattraktion. Leider macht sich auch hier der Klimawandel bzw. der menschliche Einfluss schon bemerkbar. Die Weißfisch-Wanderung erfolgt deutlich später und die Tiere sind kleiner als früher. Eine schlechte Entwicklung, denn auch für die Gemeinschaft im Dorf hat der Weißfisch eine große Bedeutung. Das gemeinschaftliche Teilen der Fänge ist ein wichtiges Ritual, eventuelle Unstimmigkeiten werden mittels eines Fisches und der Kopf-oder-Schwanz-Methode gelöst.
Übrigens, der Fisch zum Abendessen ist ein Hochgenuss!!!
Nach dem Essen fahren wir mit Jaakko noch mal zurück zu den Stromschnellen, um uns die Feierlichkeiten zum schwedischen Flusstag anzuschauen. Dabei kommen wir fast zu spät, weil wir erst die Räder aufpumpen und zuvor noch die Luftpumpe suchen müssen. Aber wir hätten auch nicht viel verpasst. Ein paar Schweden fahren mit Fackel auf einem Schlauchboot durch die Stromschnelle und entzünden ein Feuer, wow. Zugegeben die feierliche Musik dazu ist ganz nett. Aber spannender ist es, Jaakko beim Fischausnehmen am Fluss zu beobachten. Dabei lernen wir noch mehr über Weißfische, so weiß zum Beispiel niemand wo die ausgewachsenen Weißfische abbleiben. Laut Jaakko sind die Fische, die gefangen werden, 5-7 Jahre alt und kommen das erste Mal zum ablaichen in den Fluss zurück. Ausgewachsene Fische, die Richtung Meer ziehen, wurden noch nicht beobachtet. Jaakko erklärt die Geheimnisse des Weißfisches damit, dass er im Gegensatz zum Lachs nicht ausgiebig erforscht wurde. Ebenso wurden die Traditionen der Weißfischer noch nie umfangreich dokumentiert. Ha, hier lauert ein Projekt für mich, ;-).

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