Um 8:22 sitzen wir in Jaakkos Auto am Straßenrand, hören melancholische Musik und warten auf den Bus nach Rovaniemi. Jaakko hatte uns zu dieser abgelegenen Bushaltestelle gefahren. Als der Bus kommt, sieht der Busfahrer sehr erfreut aus, wir sind seine einzigen Passagiere. Während der Fahrt steigen auch nur einige Schulkinder (ca. 5-6 Jahre) ein und auch schnell wieder aus. Erst vor Rovaniemi wird der Bus etwas voller (jetzt sitzen mit uns immerhin 10 Passagiere drin). Aber eigentlich passt ein so leerer Bus gut zur lappländischen Landschaft durch die wir fahren.
In Rovaniemi ist es so kalt, das wir von dicken Socken und Norweger-Pullis träumen. Ein Blick aufs Thermometer zeigt, dass wir 10 Grad haben. Da fehlt bestimmt das Minuszeichen auf der Anzeige, auf jeden Fall sorgt der eisige Wind dafür, dass es deutlich kälter wirkt. Auch der Eisstand ist schon geschlossen, wenn auch die Leuchtreklame noch fleißig blinkt. Hm, stimmt wohl doch, dass der Sommer in Lappland von Juni bis Juli dauert. Wenn es nach mir geht, muss ich hier keinen Winter erleben, Frühling wäre das äußerste der Gefühle, ;-).
Aber Rovaniemi hat trotzdem schöne Seiten. Die Hauptstadt von Finnisch-Lappland liegt direkt am Artic Circle (Polarkreis) und ist Ausgangsort für viele Touren in die lappländischen Weiten. Entsprechend gut ist die Touri-Info gestaltet, vor allem ist sie beheizt, ;-). Die nette Dame schildert uns, dass wir uns zwischen einem Besuch des Arktikums (eines Museums zum arktischen Leben und Klimawandel) oder des Santa Claus Village (der Heimat des Weihnachtsmanns – einem Vergnügungspark) entscheiden müssten, um unsere Zeit sinnvoll zu nutzen. Hm, den Weihnachtsmann wollte ich immer schon mal sehen, aber der kommt im Winter ja auch nach Deutschland, da könnte ich ja einfach mal lange genug wachbleiben, ;-). Also fällt die Wahl auf das Arktikum. Während des kurzen Fußmarsches dorthin fällt mir auf, dass ich damit heute den Polarkreis nicht mehr überqueren werde, denn der verläuft 8 km entfernt durch Santa Claus Village. Aber die tollen Ausstellungen im Arktikum entschädigen für diesen Verlust. Die Informationen zum Leben der arktischen Urvölker wie Samen, Inuit, etc. und zum Klimawandel sind sehr anschaulich und interaktiv aufbereitet. Wirklich sehr gelungen. Besonders super ist, dass ich beim virtuellen Fischfang auf Platz 1 der ewigen Punkteliste lande. Tja, Naturtalent, ;-). Als Zugabe bietet der Pilzverein heute noch eine kostenlose Pilzausstellung in einem Nebenraum, sogar mit deutschen Bezeichnungen. Klein und süß, aber liebevoll gemacht.
Als wir das Arktikum verlassen, lugt die Sonne durch die Wolken. Obwohl das Thermometer nur auf 14 Grad geklettert ist, ist es doch gleich viel wärmer. Beim Abstecher in den Supermarkt halte ich Ausschau nach Renfleisch. Wenn ich die Tiere hier schon nirgends sehe, will ich sie wenigstens probieren, ;-). Bei einem Preis von ca. 60 Euro pro Kilo nehme ich von dem Gedanken aber Abstand. Dafür serviert Jaakko abends Lachs. Hm, bei dem Geschmack könnte ich fast zum Fisch-Vegetarier werden, ;-).

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