Das Carifesta ist die alle 4-5 Jahre stattfindende „Weltausstellung“ der Karibik. Hier haben die einzelnen Länder die Möglichkeit den Nachbarstaaten ihr Land, ihre Kultur, ihre Kunst, ihr Essen, ihre Wirtschaft, etc. vorzustellen. Zu diesem Zweck fanden diverse Kulturveranstaltungen in ganz Trinidad statt und es gab das Carifesta-Gelände. Teilnehmer in diesem Jahr waren unter anderem Surinam, Franz. Guayana (Südamerika), Belize (Mittelamerika), Bahamas, Kuba, Barbados…
Unser erster Zugang zum Carifesta war eher negativ. Überall hingen Fahnen, die auf den Event hinwiesen. Es gab aber nirgends genaue Informationen. So stellten wir dann plötzlich freitags abends fest: „Hey, jetzt gerade steigt die riesen Eröffnungsparty.“ Also da war ich schon etwas sauer und enttäuscht.
Am nächsten Tag fuhren wir zum Grand Market, so heißt das Carifesta-Gelände. Rund um das Nationalstadion gab es dort einen Kunsthandwerkermarkt, einen Food-Corner mit Spezialitäten der einzelnen Länder, Stände der Staaten, Ausstellungen, Bühnen und eine Rum-Bar. Nach einem Rundgang und einer Portion Bake’n’Shark, frittierter Hai in einer Art Gebäck (sau lecker) landeten wir an der Bar. Hier genehmigten wir uns den 1. Longdrink auf Trinidad. Prust – hier ist die Hauptzutat Rum.
In Kontakt mit dem karibischen Karneval kamen wir durch die Ausstellung. Schillernde Kostüme und laute Musik bestimmen das Bild. Ein Bestandteil sind auch die blauen Teufel. Diese mit Ölfarbe bemalten Menschen stürzen sich, bewaffnet mit Dreizacken, Netzen und natürlich Hörnern, auf die Umstehenden. So erzwingen sie eine „Spende“. Begleitet wird das alles von einem markerschütternden Geschrei und eckstatischen Tanz.
Um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen. Das Ganze Gelände hatte in etwa die Ausmaße der Rheinkirmes, war aber deutlich unorganisierter. So waren manche Stände am Tag nach der Eröffnung noch leer oder wurden gerade bestückt. Auch sonst wirkte das meiste wie schnell zusammengebaut.
Dieser Eindruck bestätigte sich dann im Jugenddorf. Dort waren wir für 4 Tage als Freiwillige im Einsatz. Meine Chefin, die kurzfristig die Organisation für das Jugenddorf übernommen hatte, fand die Idee gut. Ein super Gelegenheit um junge Trinis und andere Kariben kennen zu lernen. Als Freiwillige lernten wir zunächst was karibisches Arbeiten heißt. Wir mussten ein paar Stühle rücken, Fotos machen und das Programm beobachten. Dafür gab es kostenloses Essen und unzähligen Getränken. Echt anstrengend.
Das Programm bestand aus Diskussionsrunden, Vorführungen von Gruppen aus verschiedenen Ländern (Trommler von Antigua, etc.) bzw. verschiedener Ethnien und Traditionen aus Trinidad (indischer & chinesischer Tanz, Stockkampf, Stelzenlauf der Moko Jumbies), sowie Auftritten von Newcomern und Steelbands. Das ganze fand auf einer mittelgroßen Bühne statt. Auch hier wieder alles sehr schnell zusammen gezimmert. Die Deko bestand aus einem kleinen Brunnen (ein paar Steine und Blumen). Der Info-Stand gegen Aids wartete mit zwei Tischen, drei Plakaten und ein paar ekeligen Bildern auf. Aber meine Chefin sagte uns, die Planung sei auch erst vor drei Wochen erfolgt. Dafür war schon ne Menge auf die Beine gestellt.
Donnerstagabend gab es den Cari-Lime. Eine Party mit Limbo, Karaoke und Musikauftritten. Losgehen sollte es um 18 Uhr. Um 19.30 war dann auch der Aufbau abgeschlossen. Aber kein Problem die Gäste kamen ja gerade erst. Karibisches Timing.
Freitags hatte ich dann Lust so richtig zu arbeiten. Ich gesellte mich zur Bühnen-Crew. Wasserausgabe, Auf- & Abbau und viel süßes Nichtstun. Ein guter Job.
Samstagabend gab es das große Carifesta-Abschlusskonzert. Dort wollten wir uns mit anderen Helfern aus dem Jugenddorf treffen. Die kamen auch, aber drei Stunden zu später. Zum Glück hatte ein anderer Dienst. So landeten wir im Backstage-Bereich. Leider hatten wir unsere Kamera nicht mit, denn hier waren wir hautnah dran an den Megastars der Karibik. Nach dem Konzert gegen 1.30 Uhr ging es dann zur Helfer-Sause ins „Zen“. Der Nobelschuppen schlechthin wie sich herausstellte. Aber der Reihe nach.
Wir trafen also die anderen dann doch noch beim Konzert. Mit Ihnen fuhren wir zunächst in ein Luxushotel wo sich alle aufstylten. „Sind wir underdressed?“ fragten wir. „Nein, nein. Schon OK.“ Mit acht Leuten im Auto ging es dann zum Zen. Dort am Eingang gab es ein Problem. Wir waren underdressed. Aber meine Chefin sagte: „Kein Problem ich kenne den Besitzer. Ich regle das.“ Gesagt getan. Wir waren drin. 15 Euro kostete der Eintritt zum VIP-Bereich. Dort haben schon Mick Jagger und 50 Cent gefeiert. Die Getränke warteten schon auf uns: Asti für 45 Euro die Flasche, Absolut Vodka, und, und, und – alles für lau. Nach einer kurzen Akklimatisionsphase warfen wir uns ins Partygetümmel. Es gab viel zu entdecken. Die untere Ebene mit den neidisch aufs VIP-Armband schielenden Gästen, die Toiletten mit menschlichen Handtuchhalter, etc. Wahrlich ein Ort um gediegen zu feiern. Und das taten alle. Unzählige Drinks und lustige Tanzschritte später verließen wir den Laden. Es war 5 Uhr. Draußen immer noch 24° Grad warm und die Sonne ging langsam auf.

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